Ecu/Gal: Tränen wegen einer Schildkröte

17. Oktober 2015

Ich bin früh wach. Das ist nicht verwunderlich, da ich auch nicht allzu spät ins Bett gegangen bin. Das Frühstück reißt mich mit frischer Papaya und einem unschlagbaren Käsetoast vom Hocker. Außerdem speise ich auf der Dachterrasse mit einem tollen Blick. Nur der Kaffee ist extrem stark für meinen Geschmack. Das wird den ganzen Urlaub so bleiben und ich werde immer nur eine Tasse davon trinken. Auf Magenschmerzen kann ich nämlich verzichten.

Blick von der Dachterrasse des Hotels

Blick von der Dachterrasse des Hotels

Heute geht es ins Hochland. Guide Lenin, ein Fahrer und Marta holen mich ab. Marta ist eine ecuadorianische Touristin aus der Hauptstadt Quito. Sie spricht nur spanisch, aber damit können wir leben. Unser erstes Ziel ist die Laguna del Junco. Leider ist es sehr verregnet und nebelig und wir sehen nicht viel. Ich trage umsichtig meine Regenjacke. Marta hat so etwas nicht. Aber der Ecuadorianer an sich ist erfinderisch. Kurzerhand werden in einen Müllsack Löcher geschnitten und Marta kriegt das Ding über den Kopf. Derart gerüstet stapfen wir durch den roten Matsch auf den kleinen Vulkankrater zur Laguna del Junco.

Oben angekommen können wir die Lagune nur erahnen. Die Sicht ist so schlecht, dass wir unmittelbar nach Lenins Erklärungen wieder nach unten gehen. Meine Hose sieht aus wie Sau. Meine Schuhe erst recht. Die freundliche Rezeptionistin im Galapagos Planet wird später extra für mich die Waschmaschine anwerfen. Danke.

Tränen wegen einer Schildkröte

Wir fahren weiter ins Hochland zum Galapaguero de Cerro Colorado. Ich bin etwas unvorbereitet und so ist es eine Überraschung als ich meine erste lebende Riesenschildkröte live sehe. Ich bin so perplex und voller Freude, dass ich anfange zu heulen. Es ist überwältigend. Auch wenn die Schildkröte ein kleines, noch junges Exemplar ist.

Die Schildkröte die mich zum Weinen bringt

Die Schildkröte die mich zum Weinen bringt

Lenin zeigt mir ein Schildkrötenei und erklärt, dass alle Gelege eingesammelt werden. Auf den Eiern werden verschiedene Daten vermerkt: wo lag das Gelege, an welcher Position lag das Ei, wann wurde es gefunden, etc. Die Eier werden dann in der Aufzuchtstation ausgebrütet und die Schildkröten aufgezogen, bis man sie wieder aussetzt.

Diese Aufzuchtstation besteht hauptsächlich aus einem knorrigen Wald durch den sich ein kleiner Pfad schlängelt. Immer wieder sieht man hinter den Bäumen einen oder mehrere Schildkrötenpanzer. An einer Wasserstelle mit viel Matsch versammeln sich die Tiere wohl. Sie erfrischen sich und schlafen auch im Schlamm. Endlich sehe ich auch wie gemächlich sich die Tiere bewegen. Und als eine näher kommt, ist die Ähnlichkeit mit ET unverkennbar. Die Haut ist so faltig und sieht so knorrig aus wie die Rinde der trockenen Bäume ringsum.

Auch die Abteilung mit den kleinen Schildkröten besuchen wir. Nach Alter getrennt und mit Nummern auf dem Rücken versehen, knabbern die Kids an Salatblättern und anderem Grünzeug. Sie haben einen geruhsamen Tag. Müssen sich nur hin und wieder fotografieren lassen, von so neugierigen Menschen wie mir.

Modern Talking im Hochland

Viel zu schnell ist die Zeit um und wir müssen zum Lunch fahren. Den nehmen Marta und ich in einem Restaurant mitten im Nirgendwo ein. Ein hübscher Garten mit Papaya- und Bananenbäumen, Kaffeesträuchern, Helikonien und vielen anderen bunten Pflanzen wartet auf uns. Zwischen den Bäumen sind Hängematten gespannt und Hühner laufen herum. Und die musikalische Beschallung besteht zunächst aus Chuck Berry und anschließend Modern Talking! Das letzte was ich dort erwartet habe.

Das Essen ist gut, aber viel zu viel. Wie so oft auf dieser Reise. Es gibt Huhn, Platano ( hier bekannt als Kochbanane), Gemüse und Reis. Dazu frischen Saft. Anschließend geht es zurück zum Hotel und ich habe den Nachmittag zur freien Verfügung.

Einsamer La Loberia

Auf Empfehlung von Lenin laufe ich zu einem Strand außerhalb des Ortes: La Loberia. Als bekloppter Touri laufe ich natürlich in der Mittagshitze los. Und wenn man den Weg nicht richtig kennt bzw. wenn man nicht genau weiß wo das Ziel ist, dann erscheint der Weg auch ziemlich lang. Schließlich lande ich an einem recht einsamen Strand. Nur in der Ferne sehe ich ein Pärchen. Ansonsten nur ich. Traumhaft.

Der "Eingang" zum La Loberia

Der „Eingang“ zum La Loberia

Schwarze Lavasteine bilden eine Barriere zwischen dem Meer und dem hellen Sand. Der Pazifik klingt recht wütend und rauscht gegen das Ufer. Ein junger Seelöwe liegt zwischen den Steinen und schläft. Grüne, lianenähnliche Pflanzen mit vereinzelten großen Blättern schlängeln sich über den Strand. Abseits des mit Steinen markierten Weges bilden sie ein hübsches Geflecht.

Ich entdecke hier und da eine männliche Meerechse. Sie sind nicht besonders groß. Zumindest nicht so groß wie ich sie mir nach den vielen TV-Dokumentationen vorgestellt habe. Sie sehen dennoch aggressiv aus und ich halte gebührend Abstand.

Schließlich komme ich an einem kleinen Strandabschnitt an, wo das Meer direkt auf den Sand trifft und wo auch die heftigen Wellen nicht hinkommen. Für ein Bad ist es mir aber nun zu windig und zu kühl. Ich habe ohnehin keine Badesachen oder Handtuch dabei. Nur meine Kamera und mein Fernglas.

Seelöwe, Mensch oder Meereschildkröte?

Außer mir liegen hier nur noch einige Seelöwen. Ich setze mich dazu und genieße das Rauschen des Pazifiks. Zwischendurch das Rufen eines Lobos. Im ruhigen Wasser spielen ein paar davon und es macht Spaß zuzusehen.

Ich wusste nicht, das die Seelöwenbabys so gelenkig sind

Ich wusste nicht, das Seelöwenbabys so gelenkig sind

Einige Dutzend Meter entfernt nähert sich eine Gruppe Menschen. Unvermeidlich. Sie scharren sich um das einsame Seelöwenbaby. Es sieht vom Sand wie paniert aus und macht komische Verrenkungen.

Mein Blick richtet sich wieder aufs Meer. Weiter draußen auf den Wellen sehe ich eine Bewegung. Mit dem Fernglas halte ich drauf, aber ich kann es nicht gut erkennen – es ist zu weit entfernt. Erst vermute ich zwei spielende Seelöwen. Dann fürchte ich ein paar Momente lang einen ertrinkenden Menschen. Und doch sieht das wie Flossen aus, dass da aufs Wasser platscht. Kann das eine Meeresschildkröte sein? Leider ist die Bewegung bald nicht mehr auszumachen.

Ich spreche einfach den Guide der Touri-Gruppe an, die nur noch wenige Meter entfernt ist. Er bestätigt, dass hier am Strand auch Meeresschildkröten auftauchen. Was zwar nicht zweifelsfrei beweist, dass ich eine gesehen habe, aber ich behaupte es nun einfach mal und freue mich.

Als ich gehe, kommen immer mehr Menschen an den Strand. Entweder ist es also gut, dass ich verschwinde, denn es wird auch immer kühler. Oder aber es gibt einen besonderen Grund, dass die jetzt erst alle kommen und ich verpasse was tolles.

Das neugierige Seelöwen-Baby

Den Abend verbringe ich an der Strandpromenade. Erst ein Spaziergang und schließlich lasse ich mich auf einer freien Bank am Lobo-Strand nieder. Es ist schön das Treiben zu beobachten.

Eines der Seelöwen-Babys kriecht durch ein Loch im Zaun und kommt auf seiner Suche nach der Mutter bei mir vorbei. Es bleibt nur 10cm von meinen Füssen entfernt stehen und ich halte vor Ehrfurcht ganz still. Aber als es nach mir schnappt, ziehe ich dann doch schnell die Beine ein. Die Umstehenden und ich lachen.

Wieder eine schöne Erinnerung mit der ich heute einschlafe.

Ein bisschen Werbung muss sein:
Meine Reise wurde organisiert von Sommer Fernreisen. Das erwähne ich deshalb, weil alles echt super geklappt hat.

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