Autorin Dora Heldt im Interview

Dora Heldt heißt eigentlich Bärbel Schmidt und ist Autorin verschiedenster Bücher rund um Familienbande, Liebe und Humor. Zum Beispiel „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen.“ oder „Wind aus West mit starken Böen“. Mit ihren Romanen und den Protagonisten Christine und ihren Papa Heinz wurde sie bekannt und erfolgreich. Doch sie beschränkt sich nicht nur auf diese Figuren, sondern schreibt auch außerhalb dieser Reihe humorvolle Lektüre. Zwischenzeitlich ist ein Großteil der von ihr geschriebenen Bücher auch verfilmt worden.
Hauptberuflich ist Dora Heldt als Verlagsvertretung für dtv tätig. Und wenn sie nicht unterwegs ist, dann widmet sie sich dem Schreiben.

Auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt habe ich Dora Heldt getroffen. Geduldig hat sie meine Fragen beantwortet und das möchte ich Euch nicht vorenthalten.

Sie sind gelernte Buchhändlerin und arbeiten als Verlagsvertreterin. Wann haben Sie denn Ihre Leidenschaft für das Schreiben selbst entdeckt?

141010 Bärbel Schäfer - Dora Heldt

Erfolgsautorin Dora Heldt (re) und ich

Eigentlich schon als Kind. Ich habe extrem  gerne Aufsätze geschrieben und auch Tagebücher und Briefe. Ich habe einfach immer gern geschrieben.
Das es schließlich mit dem Buch klappte, war mehreren Sachen geschuldet. Ich wollte meine Zeit besser strukturieren und mit knapp 40 auch noch einmal etwas Anderes, Neues  machen. Und ich wollte ich wissen, ob ich in der Lage bin ein Buch zu Ende zu schreiben. Darum ging es mir vornehmlich.

Das heißt, es ging gar nicht um das Veröffentlichen an sich?

Nein. Ich war damals getrennt und zog nach Hamburg. Plötzlich hatte ich nichts mehr zu tun und war sehr gelangweilt. Ich überlegt und dachte mir dann „Schreib doch mal.“ Grundsätzlich ist also das Schreiben etwas für mich, um meine Zeit auszufüllen.

Sie schreiben unter Pseudonym und verwenden dafür den Namen Ihrer Großmutter. Warum?

Ich arbeite seit 1986 bei dtv. Das erste Buch habe ich Ende 2003 geschrieben. Mein Agent ist auch ein alter Freund von mir. Und als das Buch fast fertig gestellt war, wollte er es den Verlagen anbieten. Wir waren dann etwas in der Zwickmühle. Da ich bei dtv arbeite konnte ich das Buch schlecht mit einem anderen Verlag veröffentlichen. Würde ich aber das Buch bei dtv einreichen, würde es veröffentlicht werden, einfach weil ich dort schon so lange arbeite. Und wenn das Buch ein Flop würde, fiele das auf die Lektoren zurück und deren Loyalität. Diese Situation wollte ich nicht heraufbeschwören.
Mein Agent und ich haben also beschlossen, wir reichen das Manuskript unter einem Pseudonym ein. Und der erste Name, der mir einfiel, war eben der meiner Oma – Dora Heldt.
Das Manuskript wurde an fünf Verlage geschickt und glücklicherweise hat auch dtv ein Angebot gemacht. Den anderen Verlagen haben wir sofort abgesagt. Und den Mitarbeitern von dtv wurde dann mitgeteilt, dass ich hinter dem Pseudonym stehe. Mir war jedoch wichtig, dass die Mitarbeiter eben nicht vorher wissen, wer das Buch geschrieben hat und unvoreingenommen sind.
Es wäre auch in Ordnung gewesen, wenn dtv das Manuskript nicht gefallen hätte. Dann hätte aber die Möglichkeit bestanden, dass ein anderer Verlag es veröffentlichen möchte. Und ich hätte mit dtv abgesprochen, ob es in Ordnung ist, dass ich mit diesem Buch zur Konkurrenz gehe.
So aber war das alles eine glatte Geschichte und das Buch wurde akzeptiert und veröffentlicht, weil es gut ist und nicht, weil ich bei dtv arbeite.

Die Protagonisten in ihren Büchern sind gern „in den besten Jahren“ wie man so schön sagt. Ist das eine bewusste Entscheidung?

Grundsätzlich, ja. Immer in meinem Alter.

„Ich fand die Idee spannend.“

Sie haben auch ein Jugendbuch geschrieben „Siebenmeter für die Liebe“ – haben Sie das dann bereits als Jugendliche geschrieben?

Nein, das war eine Bitte vom Verlag. Ich fand die Idee auch spannend. Heute würde ich es jedoch nicht noch einmal machen. Das traue ich mir nicht zu.
Das Buch war ausgelegt für eine Lesegruppe im Alter von ca. 12 Jahren. Ich hatte Glück und  meine Patentochter war zu diesem Zeitpunkt gerade 12, also im richtigen Alter. Sie hat das Manuskript gegen gelesen. Sie hat auch viel gestrichen. Beispielsweise Ausdrücke, die ich verwendet habe, die Teenager aber nicht mehr sagen. Die Arbeit fand ich trotzdem wahnsinnig anstrengend.
Heute möchte ich nicht mehr aus einer Perspektive schreiben, die ich selbst nicht mehr bin und habe. Ich würde eben nicht mehr aus der Sicht einer 12jährigen schreiben. Meine Patentochter ist jetzt 20 Jahre alt und könnte mich wieder unterstützen, aber ich möchte auch nicht mehr aus der Sicht einer 20jährigen schreiben. Und ich würde auch nicht aus der Perspektive einer Mutter mit drei Kindern schreiben, weil ich keine Kinder habe.
Ich schreibe über Dinge, die mich gerade beschäftigen. Und die Heldin ist immer so alt wie ich, plus-minus 3 Jahre. Denn ich glaube, man muss authentisch schreiben. Die Leser merken, wenn es nicht so ist.

Gibt es Ähnlichkeiten der Protagonisten zu ihrer eigenen Familie? Insbesondere bei Papa Heinz und Christine, die ja in mehreren Büchern erscheinen.

Aus der Serie um Papa Heinz und Christine: "Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen."

Aus der Serie um Papa Heinz und Christine: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen.“

Bei Papa Heinz sehe ich zum Beispiel das Gesicht meines Vaters. Er hat Ansätze von Papa Heinz. Während Heinz natürlich gnadenlos übertrieben ist, besteht bei meinem Vater die Möglichkeit, dass er ohne seine Schüchternheit so reagieren könnte. Manche Dialoge habe ich auch tatsächlich mit meinem Vater schon geführt. Das ist eine prima Vorlage. Ansonsten aber ist meine Familie weit weg von den Figuren.

Ihre Familie liest ihre Bücher. Finden die alles gut oder gibt es auch Kritik?

Nein, da wird nicht kritisiert. Das fände ich auch schlimm. Aber die Geschmäcker sind verschieden. Das liebste Buch meiner Schwester ist „Unzertrennlich“, was nicht so bekannt ist. Und das neue Buch „Wind aus West mit starken Böen“ findet sie gut. Meine Mutter fand „Herzlichen Glückwunsch“ ganz großartig. Aber sie findet, glaube ich, jedes meiner Bücher großartig. Und mein Bruder findet auch alles toll. Da schreibt halt seine Schwester.

„Ich bin froh, dass erst das dritte Buch ein Erfolg wurde.“

Haben Sie mit dem Erfolg der Bücher, speziell die Bücher um Papa Heinz und Christine gerechnet?

Nein. Überhaupt nicht. Im Nachhinein bin ich auch froh, dass erst das dritte Buch so ein Erfolg wurde. Die ersten beiden Bücher waren zwar ordentlich, aber eben keine Riesenerfolge. Und als es mit Papa Heinz losging, da waren wir alle fassungslos. Trotz aller Erfahrung in der Branche haben wir damit nicht gerechnet. Eine weitere Überraschung ist, dass der Erfolg so lange anhält.
Ich habe viele Autoren erlebt, die ein tolles Buch schrieben. Das zweite Buch war schon weniger toll und das dritte Buch wollte dann keiner mehr haben. Das ist hier nicht so. Die Bücher laufen über die ganzen Jahre jetzt so toll, das freut mich sehr. Aber gerechnet habe ich damit nicht.

Sind weitere Romane mit Papa Heinz und Christine geplant?

Mit Christine ist das etwas schwierig. Man muss darauf achten, dass man die Figuren nicht zu sehr abnutzt. Und man muss die Biografie beachten.
Im aktuellen Buch kommt die Familie zum Beispiel gar nicht vor. Denn das ist eine Geschichte, die Christine nicht passieren könnte. Der treue Leser weiß einfach schon zu viel über sie.
Im nächsten Buch ist es jedoch so, dass Charlotte und Inge in den Vordergrund rücken. Papa Heinz und Walter schicke ich da sozusagen in die Ferien. Die beiden würden zu sehr ablenken, weil ihre Figuren inzwischen zu vordergründig sind.

Sie sagten einmal Sie würden auf gar keinen Fall ein physikalisches Sachbuch schreiben. Könnten Sie sich denn einen Krimi oder einen Historischen Roman, also ein anderes Genre als die humorvollen Familiengeschichten, vorstellen?

Das aktuelle Buch von Dora Heldt: "Wind aus West mit starken Böen"

Das aktuelle Buch von Dora Heldt: „Wind aus West mit starken Böen“

Ich finde das immer ein bisschen schwierig. Also die Papa-Geschichten ist natürlich Familiengeschichte, Humorvoll, wenn man das katalogisieren muss. Sowohl „Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt“ als auch das aktuelle Buch „Wind aus West mit starken Böen“ sind ja nicht so humorvoll, da geht es um andere Geschichten.
Einen Historischen Roman würde ich wegen der vielen Recherchen nicht schreiben. Ich hege eine große Bewunderung für Frauen wie Rebecca Gable. Sie recherchiert unendlich viel, ist wahnsinnig akribisch und fleißig. Wegen meiner beiden Jobs habe ich diese Zeit nicht. Und weil ich diese viele Recherchearbeit nicht schaffe, würde ich auch keinen Historischen Roman schreiben.
Auch Fantasy-Bücher würde ich nicht schreiben. Das liegt mir einfach nicht. Auch als privater Leser nicht. Mir fehlt die kindliche Unbeschwertheit für Fantasiewelten. Da bin ich zu pragmatisch.
Auf einen Krimi hätte ich durchaus Lust. Hier muss man als Autor jedoch anders arbeiten als für die Familiengeschichten. Man muss viel mehr plotten und sich von vornherein mehr und gründlicher vorbereiten. Ein Krimi ist nicht unmöglich. Das kommt immer auf die Form an in der ich gerade bin, wenn ich ein neues Buch beginne.

„Ich brauche das normale Leben“

Steht denn zur Debatte, dass Sie Ihren Job als Verlagsvertreterin aufgeben und nur noch als Autorin arbeiten?

Nein, eigentlich nicht. Aber das Gebiet, welches ich als Verlagsvertreterin betreue, wurde bereits verkleinert. Ich arbeite seit vielen Jahren in einer Bürogemeinschaft. Und als der Zeitstress zunahm, bot ein Kollege mir an, dass er einen Teil, des von mir betreuten Gebietes übernimmt. Reichte mein Gebiet vorher bis nach Dortmund, so mache ich nun nur noch Osnabrück. Das sind einige Kilometer weniger und ich kann zur Not auch einmal nach Hause fahren. So ist es etwas entspannter für mich. Ganz aufgeben möchte ich den Job als Verlagsvertreterin aber nicht. Zunächst einmal mag ich diese Arbeit. Ich kenne die Menschen mit denen ich zu tun habe, schon sehr lange. Und ich denke, es würde mir nicht gut tun.
Hinzu kommt, dass Schriftsteller kein richtiger Beruf für mich ist. So wurde ich erzogen. Als ich bereits das vierte Buch veröffentlicht hatte, sagte mein Vater zu mir: „Du wirst doch wegen dieser Albernheit wohl nicht den Job aufgeben, oder?“ Das ist gar nicht despektierlich gemeint. Mein Vater findet toll, was ich mache und er freut sich über meinen Erfolg. Aber er traut dem Ganzen nicht so richtig. Und das hat auch mich geprägt.
Außerdem brauche ich das normale Leben. Ich glaube nicht, dass ich eine Zeile mehr schreiben würde, wenn ich meinen Job aufgebe und das ganze Jahr zu Hause wäre.

Wie teilen Sie Ihre Zeit auf zwischen dem Job als Vertreterin und der Arbeit als Autorin? Tagsüber Vertreterin und abends Schreiben?

Nein, das kann ich nicht. Die Termine der Verlagsvertreter sind vorgegeben. Das heißt, von Januar bis Ende März bin ich als Vertreterin unterwegs, um die Erscheinungen des Frühjahrs vorzustellen. Und von Juli bis September noch einmal für die Herbst-Neuerscheinungen. In den Monaten dazwischen – also April, Mai, Juni bzw. Oktober, November, Dezember – bin ich zu Hause und arbeite im Büro. Von Messen und ähnlichem einmal abgesehen. Und in dieser Zeit, wenn ich nicht unterwegs bin, schreibe ich schwerpunktmäßig.
Im ersten Monat den ich als Vertreterin unterwegs bin, besuche ich die ganzen großen Kunden und es fehlt noch ein wenig die Routine. Am Wochenende bin ich dann einfach platt und mache nichts. Nach einigen Wochen auf Reisen, habe ich auch einmal ein paar längere Wochenende. Wenn beispielsweise Freitag und/oder Montag keine Termine anstehen. Dann kann ich an so einem langen Wochenende auch einmal am Buch weiterarbeiten. Die Zeit wird aber immer vom Vertreterjob vorgegeben.

Wenn der letzte Satz eines Buches geschrieben ist, was passiert dann bei Ihnen? Sie öffnen dann gern eine Flasche Sekt, sagten Sie einmal.

Wenn es soweit ist, bin ich immer ein bisschen unglücklich. Ich stehe kurz vor den Tränen. Das ist schwer zu beschreiben.
Ich schreibe zu Ende und sitze dann einen Moment am Schreibtisch und habe Tränen in den Augen. Auf der einen Seite bedaure ich, dass es vorbei ist. Dann folgt aber auch die Erleichterung, dass man es geschafft hat. Mir stellt sich dann die Frage: „Es ist zu Ende. Was machst Du denn jetzt?“ Ich werde also sentimental.
Die Flasche Sekt öffne ich dann eher aus Pflichtbewusstsein. Weil ich denke, alle anderen Menschen würden sich jetzt freuen und jubeln. Nur ich nicht so richtig. Deswegen trinke ich auch nur ein halbes Glas.
Ein Manuskript zu beenden ist für mich immer ein komisches Gefühl.

„STONER fand ich überragend.“

Wer ist dann die erste Person die erfährt, dass das Buch fertig ist?

Der Erste der davon erfährt ist mein Agent. Mit ihm bin ich ja auch befreundet. Er ist also der erste den ich anrufe oder eine SMS schicke mit dem Inhalt: „Habe fertig.“

Sie lesen berufsbedingt viele Manuskripte die auf Ihrem Schreibtisch landen. Was lesen Sie privat gern?

Das ist schwer zu sagen. Als Vertreterin lese ich viele Manuskripte, das ist richtig. Ein Genre, das ich besonders mag, kann ich aber gar nicht sagen. Maximal ein Genre, das ich nicht gern lese: Historische Romane und Fantasy.
Ganz toll finde ich beispielsweise „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler. Und „Stoner“ von John Williams im letzten Jahr fand ich überragend. Das ist mein Lieblingsbuch der letzten 10 Jahre. Ich lese auch gern Krimis, bin ein großer Fan von Jussi Adler-Olsen.
Familiengeschichten lese ich auch gern. Zum Beispiel Bücher von Jonathan Franzen. Ich mag es, wenn Familiengeschichten erzählt und auseinander gedröselt werden. Ein wirkliches Lieblingsgenre habe ich jedoch nicht. Man sollte da auch offen sein, denn jedes Buch kann ein Kracher sein.

Noch eine Frage zu den Manuskripten. Wie viele Manuskripte in der Woche landen denn auf Ihrem Schreibtisch?

Das ist schwer zu beantworten. Mit der Entscheidung, welche Bücher bei dtv erscheinen, habe ich ja nichts zu tun. Das ist die Arbeit im Lektorat. Dort entsteht das Programm.
Zum Beispiel das Frühjahrsprogramm 2015; dazu hatten wir im September eine Sitzung. Dabei wird das Programm vorgestellt. Wir Vertreter erhalten die geplanten 60 bis 100 Bücher als eBook und müssen diese lesen. Mit dem Lektorat werden dann die Schwerpunkte besprochen, wie der Vertrieb geplant wird oder was ein Leseexemplar werden soll. Ab Januar sind die Bücher aus dem Frühjahrsprogramm erhältlich. Und ich erzähle bei meinen Vertreterterminen über die Bücher, die ich vorher gelesen habe.
An der Entscheidung, welches Buch ins Programm aufgenommen wird, sind wir Vertreter nicht beteiligt. Wir können zwar unsere Meinung äußern, aber die Entscheidung wird an anderer Stelle gefällt.

„Ich bin viel zu ungeduldig.“

Ein Teil Ihrer Bücher wurde verfilmt. Wie groß ist Ihr Mitspracherecht?

Null. Das muss man so sagen. Ich kann ja auch kein Drehbuch schreiben. Es gibt natürlich Autoren, die ständig am Set sind und sich dort einmischen. Ich finde das unerträglich.
An dieser Stelle folge ich dem Rat meines Agenten, der sagte: „Nimm das Geld und halt den Mund.“ Ich kann, wie gesagt, kein Drehbuch schreiben und habe keine Ahnung vom Filmgeschäft. Und Filme sind nun einmal ganz anders als Bücher. Wenn ich ein Drehbuch schreiben sollte, müsste ich beispielsweise wissen wie lange ein Gespräch dauert. Ein Film läuft in der Regel 90 Minuten. Wie viele und welche Dialoge kann man da einbauen? Ich habe nicht gelernt, so zu schreiben und weiß es nicht. Persönlich finde ich es ganz schlimm, wenn man von einer Sache nichts versteht, aber sich ständig einmischt.
Ginge es zum Beispiel um einen Buch-Umschlag, bei dem ich als Vertreter überzeugt wäre, dass er nicht funktioniert, dann würde ich das sagen. Denn ich weiß, ich habe die Erfahrung, bin gut in meinem Job und kann so etwas entscheiden.
Ansonsten fährt man schon zum Drehort. Für Pressekonferenzen zum Beispiel. Ich finde das toll und sehr interessant. Im normalen Leben hat man die Möglichkeit ja nicht, sich die Entstehung eines Films anzusehen. Wie das mit den Kameras funktioniert und wie Zusammenarbeit vor Ort funktioniert. Das sind sehr interessante Einblicke.
Letztendlich ist es wohl so, dass es den Filmleuten ziemlich auf die Nerven ginge, wenn ihnen jeden Tag die Autorin der Buchvorlage über die Schulter sieht. Das würde mir auch nicht gefallen. Also halte ich mich da auch komplett raus.
Natürlich gibt es auch Regisseure oder Produzenten, die nachfragen, wie ich die ausgewählten Schauspieler finde oder ob ich mir jemand bestimmten vorgestellt habe. Sobald ich dann konkrete Namen nenne, heißt es aber: „Der/Die ist zu teuer.“
Ich hätte zum Beispiel gern, dass Mario Adorf den Bastian de Jong aus „Wind aus West mit starken Böen“ spielen würde. Leider ist das unbezahlbar. Ich habe also kein wirkliches Mitspracherecht.

Würden Sie selbst gern mal in einem Film mitspielen?

Oh Gott, wie furchtbar. Auf keinen Fall. Das ist überhaupt nichts für mich. Ich bin viel zu ungeduldig dafür.
Bei Dreharbeiten auf Sylt hatte ich die Möglichkeit, ein wenig zuzusehen. Das Wetter war schön und ich hatte zwischen zwei Interviews ein paar Stunden Zeit. Ich sagte: „Wenn es nicht stört, dann bleibe ich einfach sitzen und schaue ein bisschen zu, wie ihr das so macht.“
Zunächst war es auch spannend. Dann haben sie jedoch eine Szene etwa 40mal, 60mal, ich-weiß-nicht-wie-oft gedreht. Immer dasselbe. Mal die Kamera von hier, mal die Kamera von dort. Dabei würde ich durch-dre-hen! Ich würde wahnsinnig werden. Irgendwann hätte ich einfach keine Lust mehr.
Ich finde auch das Privatleben als Schauspieler schwierig. Stehe ich hier auf der Messe neben einem Bild von mir und werde darauf angesprochen, dann finde ich das logisch und auch lustig.
Mit einer befreundeten Schauspielerin habe ich vor einiger Zeit eine Fahrradtour gemacht. Und sie wurde wirklich von jedem angesprochen. Es meint sicherlich keiner böse, wenn er nach einem Autogramm fragt. Für mich wäre so ein komplett öffentliches Leben allerdings schrecklich.

An dieser Stelle waren meine Fragen alle beantwortet und ich schließe das Interview mit einem großen Dankeschön an Dora Heldt.

Autorenporträt
Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, ist gelernte Buchhändlerin, seit 1992 als Verlagsvertreterin unterwegs und lebt heute in Hamburg. Mit ihren spritzig-unterhaltenden Romanen hat sie sämtliche Bestsellerlisten erobert. ›Urlaub mit Papa‹ (dtv 21143) und ›Tante Inge haut ab‹ (dtv 21209) wurden fürs ZDF verfilmt.
Mehr Infos unter www.dora-heldt.de

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