Im Ngorongoro-Krater

Das heutige Frühstück ist für 6Uhr angesetzt. Hier ist es zwar nicht der frühe Vogel der den Wurm fängt, aber der frühe Jeep ist als einer der ersten im Ngorongoro-Krater und muss nicht anstehen. Wir schaufeln also eilig Spiegeleier, Würstchen und Pfannkuchen in uns rein, stürzen erst den Kaffee runter und dann nochmal zum Klo – und dann geht es vor 7Uhr auch schon los.

IMG_2750Es ist noch immer neblig und kalt. Ein Wetter zum Nochmal-Rumdrehen im Bett – wenn man denn ein Bett hätte. Aber wir sind ja nicht zum Schlafen hier. Auf dem kurzen Weg zum Nationalpark-Eingang tauchten am Straßenrand immer wieder die Bäume aus dem Nebel auf wie Gestalten aus einer anderen Welt. Ich war völlig fasziniert.

Nachdem wir den Parkeingang passiert hatten ging es abwärts. Ca. 600-700m fuhren wir am Kraterrand hinab und hielten alle ganz gespannt Ausschau. Je tiefer wir kamen, desto mehr lichtete sich der Nebel. Die ersten schwarzen Punkte alias Gnu und Büffel erkannten wir und am Wegrand tauchte auch ein Schabrackenschakal auf. Ein Löwenrudel lag im Gras und eine Gruppe Perlhühner zog vorbei.

Gottesdisziplin: Nashörner entdecken

Wir sahen allerdings auch schon viele Jeeps im Krater herum fahren. Mir schien es so, als würde ein Wettrennen um die spektakulärste Tiersichtung stattfinden. Die Königs- … ach was die Gottesdisziplin war die Entdeckung eines der wenigen Spitzmaulnashörner.

All die Löwen und Elefanten, die Nilpferde und Büffelherden waren ja schön und gut …. aber so ein Nashorn, darauf hofften alle. Wann immer an einer Stelle mehrere Jeeps schon versammelt waren, machte sich auch bei uns Aufregung breit. Sollten wir Glück haben? War dort ein Nashorn? Nein, es war „nur“ wieder ein Löwe. Wie schnell der Mensch doch abstumpft.

 

Im Krater leben übrigens 23 der seltenen Spitzmaulnashörner. Und obwohl das Terrain mit ca 26.400 Hektar vergleichsweise klein ist, sei es nicht alltäglich ein Exemplar zu sehen, so unser Guide Faraja. Es gäbe Tage, sogar Wochen in denen keiner ein Nashorn zu Gesicht bekäme.

Zunächst nahmen wir Vorlieb mit hübschen Kronenkranichen, einer großen Büffelherde mit Nachwuchs, Flamingos und dem einen oder anderen Elefanten in der Ferne. Es waren immer auch andere Jeeps in der Nähe, die es eiliger hatten als wir.

Hektik im Krater

Und plötzlich brach regelrecht Hektik aus. Verschiedene Staubwolken verrieten, dass einige Fahrzeuge jetzt ordentlich Gas gaben. Über Funk erfuhr Faraja, dass es tatsächlich eine Nashornsichtung gab. Nicht ganz so rasant machten auch wir uns auf den Weg. Schon von weitem war die Masse an Autos zu sehen. Ein Gewusel wie auf einem Supermarkt-Parkplatz am Samstag. Bei 40 Jeeps hörte ich auf zu zählen.

Am Ort des Geschehens angekommen zeigte sich nicht nur ein Nashorn, sondern gleich zwei. Allerdings hatten sich die Tiere bereits in Bewegung gesetzt und liefen von den Jeeps weg. Ob es wie ich vermute am Lärmpegel lag, kann ich nicht sagen. Während wir die immer kleiner werdenden Nashörner beobachteten, setzte bei den anderen Autos schon wildes Rangieren ein. Immerhin wurde nicht gehupt.

Als die beiden Tiere außer Sichtweite waren bzw sich erfolgreich vor den Blicken aller verbargen, fuhren auch wir weiter. Schon auf mehreren Wegweisern hatte ich den Hinweis „HippoPool“ gesehen und hoffte inständig, dass wir dorthin unterwegs waren. Außerdem musste ich schon seit Stunden aufs Klo und sehnte eine Pinkelpause herbei. Beides sollte sich gleichzeitig erfüllen. Aber nein, ich pinkelte nicht in den HippoPool.

Picknick am HippoPool

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Wir sind nicht die Einzigen am HippoPool

Ein idyllisch gelegener kleiner See. Daneben Toiletten und Parkmöglichkeiten. Faraja parkte unseren Jeep etwas abseits, aber dennoch mit einem schönen Blick auf den Hippopool. Dort tauchten immer wieder die Rücken und Köpfe von Nilpferden auf. Mit etwas Glück konnte ich sogar ein Nilpferd fotografieren, dass gerade den Kopf aus dem Wasser streckt und das Maul aufreisst. Ich war total aufgeregt und von der Gegend begeistert.

Zurück am und im Jeep gab es ein weiteres Lunch-Paket. Wir waren schon vorgewarnt worden, dass hungrige Vögel sich ihren Anteil holen könnten. Und tatsächlich saßen immer wieder kleine Federtiere am offenen Dach und guckten gierig. Andere Touristen fütterten die Tiere regelrecht, was Faraja ziemlich missfiel.

Es war nahezu perfekt nach dem Essen oben aus dem Wagen zu schauen. Geradeaus im Wasser die Nilpferde. Auf einem hatte sich sogar ein Reiher niedergelassen und „surfte“ regelrecht mit ihm über den See. Am Ufer eine bunte Gans. Links eine Herde Zebras – die alsbald von fotografierenden Touristen vertrieben wurden. Und hinter mir ein kleiner hübscher Glanzstar, der auf unser Auto kackte. Als er bemerkte, dass ich zugesehen hatte, wurde er ein bisschen zornig wie mir schien.

Wünsche werden wahr

Ach, ich wäre am liebsten noch viel länger dort geblieben. Es war einfach wunderschön. Aber wir mussten ja weiter. Man darf nämlich nur 6 Stunden im Ngorongoro-Krater bleiben. Und wir mussten ja auch zurück in die Zivilisation. (Jetzt bitte ein enttäuschtes Gesicht vorstellen.)

Meine insgeheime Hoffnung, wir würden vielleicht doch noch einmal auf die beiden Nashörner treffen, erfüllte sich nicht. Dafür aber Sarahs Wunsch „Jetzt müssten wir nur noch Hippos außerhalb vom Wasser sehen.“ Gleich eine ganze Gruppe sogar mit einem Baby-Hippo tat uns den Gefallen. Auch einige Hyänen kreuzten noch unseren Weg.

Abschiedsgruß

Langsam aber sicher chauffierte Faraja uns jedoch zum Ausgang. Ein Rastplatz kam in Sicht und es gab einen kleinen Stau. Aber das war alles andere als schlimm, denn es tauchte eine Herde Elefanten auf. Gemächlich kamen sie näher und näher, machten sich an den Bäumen zu schaffen und überquerten den Weg in Richtung Rastplatz. Jeder von uns hatte leuchtende Augen, weil sie so nahe waren. Mir kam es wie ein Abschiedsgruß oder zumindest ein Abschiedsgeschenk vor. Auch wenn ich natürlich insgeheim gehofft hatte, Faraja würde doch noch auf den Rastplatz fahren. Dort herrschte logischerweise Aufregung unter den Touristen, weil die Elefanten direkt auf sie zumarschierten.

Aber leider drängte die Zeit und mit feuchten Augen sah ich so lange es ging zu den grauen Riesen hinter uns.

6 Gedanken zu “Im Ngorongoro-Krater

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