Borneo II: Sipadan – Die Insel der Träume

11. Mai 2018

Es geht nach Sipadan. Ich bin so aufgeregt. Ich bin kurz nach 6 Uhr wach und muss noch endlose Stunden auf meine Abfahrt halb 10 warten. Dass ich zwischendurch in der Ferne einen kleinen Tornado am Himmel sehe, ist eine kleine, aber nur kurze Ablenkung. Dann geht es endlich los. Sechs andere Touristen, ich, zwei Guides und der Bootsmann.
Schon bald können wir sie am Horizont sehen, meine Insel der Träume: Sipadan. Eine junge Spanierin ist ebenso aufgeregt wie ich.

Take nothing but pictures …

Bei der Anmeldung auf der Insel erhalten wir eine erste Einweisung: Nichts anfassen, nichts kaputt machen, nichts mitnehmen und nichts dalassen. Das berühmte Motto „Take nothing but pictures, leave nothing but footprints”. Und wir kriegen den Fahrplan für den Tag mitgeteilt. 3 Tauchgänge wird es geben an verschiedenen Punkten; 2 am Vormittag und 1 am Nachmittag, jeweils 45 Minuten lang, zwischendurch Mittagspause auf Sipadan ohne rumlaufen.
Später im Boot werden die Tauchbuddys zugeteilt. Ich als einzige Schnorchlerin werde alleine unterwegs sein, die Taucher Paarweise. An jedem Tauchspot erhalten wir noch einmal Hinweise zur Strömung, Verhaltensregeln und zum Pick-up-Point. Dann geht es los. Der erste Tauchspot ist „South Point“. Ich soll mich einfach über dem Riff halten und der Strömung folgen. Krieg ich hin.

Eine Offenbarung

Hier zu Schnorcheln ist eine Offenbarung. Was ich sehe raubt mir regelrecht den Atem. So schön Pulau Kapalai gestern auch war, es kann nicht mithalten. Auch hier ist das Wasser glasklar. Unzählige Fische – viel mehr als an den Riffen gestern – schwimmen unter mir her. Kleine und auch verdammt große. Einer der großen Fische ist plötzlich direkt vor mir. Keinen Meter entfernt. Ohne Nachzudenken schieße ich erstmal ein Foto – wie man das als Tourist halt macht. Dann fängt der Fisch an mich zu attackieren. Mit den Flossen versuche ich erfolglos ihn zu vertreiben. Ich spüre wie er darauf einhackt mit seinem Mund, der ein bisschen wie ein Schnabel aussieht. (Hier hat jemand eine Attacke von einem Riesen-Drückerfisch gefilmt.)
Leicht panisch versuche ich von den Guides auf dem Boot Hilfe zu bekommen. Sie sagen, ich soll wegschwimmen, denn der Fisch verteidigt nur sein Nest, dem ich zu nahe gekommen bin. Mit mulmigem Gefühl komme ich der Aufforderung nach und tatsächlich, der Fisch lässt von mir ab.

Endlich! Eine Meeresschildkröte!

Wann immer ich fortan einen dieser Fische sehe, verziehe ich mich schnell. Leider gibt es hier ziemlich viele davon. Mit noch immer klopfendem Herzen verpasse ich so fast meine erste Meeresschildkröte! Gut getarnt mit ihrem fleckigen Panzer liegt sie direkt auf dem Riff unter mir und lässt sich von einigen Fischen die Parasiten abknabbern. Oh mein Gott!!! Und dann schwimmt auch gleich noch eine zweite Schildkröte vorbei. Sie ist so schön, wie sie gemächlich vorbei schwebt.
Meine Kamera läuft auf Hochtouren, mein Herz ebenfalls und die Glückshormone sowieso.

Als würde ich fliegen

Es ist ein unglaublicher Tag voller magischer Begegnungen, voller Aufregung und unvergesslicher Augenblicke. An einem Punkt beispielsweise ist die Strömung so stark, dass es sich tatsächlich wie fliegen anfühlt, wenn man sich einfach mitreißen lässt. Für mich, die so selten wirklich loslässt und die Kontrolle abgibt, ein beängstigendes, berauschendes und befreiendes Gefühl.
Ich sehe Meeresschildkröten, riesige Schwärme mit tausenden Fischen, verschiedenste Korallen mit ihren Bewohnern und auch Haie. Letztere versetzen mir dann leider so einen Schreck, dass ich den letzten Tauchgang vorzeitig abbreche. Obwohl ich von der Vernunft her weiß, dass die nicht halb so gefährlich sind wie sie hingestellt werden, geht mir der Arsch gehörig auf Grundeis. Erst recht, als ich einen Hai nicht am Boden liegend, sondern schwimmend sehe. Außerdem ist das Boot verdammt weit weg und ich bin die einzige Schnorchlerin weit und breit. Da ist niemand der mich beruhigen könnte. Da fehlt dann halt wieder eine helfende Hand oder einfach die Gegenwart eines anderen Menschen.

Meine Feigheit macht die Runde

Auf dem Boot und später in der Unterkunft amüsieren sich alle über mich, weil meine Feigheit sofort die Runde macht beim Personal. Damit muss ich wohl leben.
Trotz dieses unrühmlichen Abschieds von Sipadan ist es ein unvergesslicher Tag. Ich weiß nicht genau was ich erwartet hatte, aber es wurde alles übertroffen. Ich bin unsagbar dankbar, dass ich all das sehen konnte.

DSCN3824

Blick von Uncle Chang´s Terrasse zum Sonnenuntergang

 

Hinweis: Die Fischbestimmungen habe ich nach meinem Urlaub gemacht und einen Großteil anhand der Datenbank von easydive24.de herausgefunden. Wobei ich natürlich nicht garantieren kann, dass ich alle richtig zugeordnet habe.

2 Gedanken zu “Borneo II: Sipadan – Die Insel der Träume

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