Meine Güte, war das ein Tag gestern! Ich komme mir noch immer vor als wäre ich drei Tage unterwegs gewesen und nicht nur einen. Noch immer bin ich total überfordert von all den Eindrücken. Es sind halt sehr persönliche Eindrücke die ich gesammelt habe, daher ist das für den ein oder anderen von Euch vielleicht gar nicht so interessant. Ich schreibe trotzdem einfach mal wie mein Tag war.
„Wir sind kollidiert!“
Es geht sehr früh los. Schon 4.00 Uhr bin ich wach und kann nicht mehr schlafen. Mein Zug startet 6.00 Uhr in Stuttgart und knappe 2h später soll ich in Frankfurt sein. Genug Zeit, um einen Kaffee zu trinken, ein kleines Frühstück auf die Hand zu kaufen, zur Messe zu fahren und mich dort in das ausgewählte Outfit zu werfen. Ich will meinen Gesprächspartnern nämlich nicht in Jeans gegenüber stehen, aber auch nicht in Messe-Kleidung im Zug sitzen. Dann will ich pünktlich 9.00 Uhr am Eingang der Messe stehen und die Hallen stürmen.
Das wird durch die Bahn schließlich vereitelt, da wir kurz vor Frankfurt eine „Kollision“ haben und „evakuiert“ werden müssen. Klingt aber alles schlimmer als es tatsächlich ist. Wir sind halt mit irgenwas zusammen gestoßen (keiner – auch der Lokführer nicht – weiß womit) und die Lok ist so beschädigt, dass wir nicht weiter fahren können. Im Zug selber istniemand verletzt, wir Passagiere haben nicht mehr als ein Scheppern und Rumpeln gehört. Irgendwie witzig war, wie nach der ersten Durchsage des Zugpersonals quasi jeder Passagier sein Handy zückt und irgendwo anruft, um von dem Vorfall zu berichten.
Nach etwa 60 Minuten kommt ein ICE, der neben unserem Zug hielt und in den wir dann auf freier Strecke umsteigen. Ich komme also mit anderthalb Stunden Verspätung in Frankfurt an. Der Kaffee und das kleine Frühstück haben sich somit erledigt und ich sehe zu, dass ich zur Messe komme. Für das Umziehen und ein Durchatmen reicht es noch, bis mein erster Termin um 10.30 Uhr dran ist.
Überwältigendes Messegelände
Das Messegelände zu betreten ist immer wieder toll und überwältigend. Und ich muss mich auch jedes Mal neu orientieren. Es gibt so viele Hallen. Letztendlich ist für mich persönlich jedoch hauptsächlich Halle 3 und zum Teil auch Halle 4 interessant. Die Wege zu den einzelnen Hallen sind toll ausgeschildert. Durch die vielen Fenster ist es sehr hell. Man kann von fast jeder Halle auf den Innenhof sehen, wo sich das große Lesezelt befindet. Alle paar Meter gibt es die Möglichkeit sich einen Kaffee, einen Snack oder ein Eis zu kaufen. Es finden sich bei jeder Halle Garderoben, wo man Gepäck und lästige Kleidungsstücke abgeben kann. Es gibt auch genügend Toiletten, so dass man selten lange anstehen muss. Auch wenn die Besucherzahlen hoch sind.
Jede Halle hat mindestens zwei Etagen und ist thematisch aufgeteilt. In Halle 3 sind beispielsweise Literatur und Sachbuch vertreten. Sprich dort haben Großteils die nationalen Verlage ihr Zuhause. In Halle 4 ist es schon gemischter. Zwischen weiteren Verlagen, stellen dort auch Dienstleister für Verlage und den Buchhandel aus, Papeterie und Geschenke sind vertreten, es gibt Wissenschaft und Fachinformation und alles was mit Bildung zu tun hat. Die internationalen Verlage finden sich in Halle 5, Halle 6 und Halle 8. Dazu gibt es in Halle 6 noch die Literaturagenten und das Antiquariat. Der Ehrengast Finnland hat im Innenhof ein ganz eigenes Forum.
Termine Termine Termine
Da ich ja einige Termine vereinbart hatte, habe ich mich hauptsächlich in Halle 3 aufgehalten und bin von einem Termin zum nächsten gelaufen. Zwischendrin sind nur Abstecher zur Toilette möglich und ein kurzer Rundgang am jeweiligen Stand selbst, um die neuesten Veröffentlichungen anzusehen und auf dem Wunschzettel zu notieren.
Ich bin gar nicht groß zum Nachdenken gekommen. Die Gespräche mit den Verlagsmitarbeitern die ich führen konnte, liefen so ziemlich von alleine. Tatsächlich habe ich mich recht souverän gefühlt. Die Damen sind alle sehr freundlich zu mir und ich habe mich und meine Arbeit als sehr geschätzt empfunden. Das ist auf dieser persönlichen Ebene doch recht neu für mich. Und natürlich ein schönes Kompliment.
Den ersten Termin habe ich am Stand von Droemer Knaur. Neben dem netten Gespräch mit Frau Kessler bekomme ich dort den dringend notwendigen Kaffee. Gleich im Anschluss treffe ich mich mit Frau Struckmann von Cupido Books. Unser Thema ist die leider etwas vernachlässigte erotische Literatur. Auf der Buchmesse ist so gut wie gar nichts zu diesem Thema zu finden. Eine traurige Sache wie ich finde. (An dieser Stelle auch noch Mal der Hinweis auf das Gewinnspiel zum erotischen Buch „Leo – Erotisches Tagebuch“ aus dem Cupido Books Verlag.)
Die Feuerprobe – Meine Interviews
Tja, und dann ist es auch schon Zeit für meine Feuerprobe bei dtv. Von 12.00 bis 13.30Uhr durfte ich ja dort die erfolgreichen Autoren Dora Heldt, Lars Simon und Rita Falk interviewen. Ich bin ziemlich nervös als es soweit ist. Die Hände zittern ganz schön. Erfreulicherweise bekomme ich einen kleinen abgetrennten Raum zu Verfügung gestellt. Ich muss also nicht vor Publikum und mitten im Trubel der Messe meine Gespräche führen.
Alle drei Autoren sind sehr nett. Meinem Eingeständnis der Nervosität begegnen sie mit Freundlichkeit und Verständnis. Die Interviews werde ich natürlich hier im Blog veröffentlichen. Aber da müsst Ihr Euch noch etwas gedulden, da ich die erst abtippen und genehmigen lassen muss. Das kommt so nach und nach. Im Übrigen ist auch bei dtv meine Ansprechpartnerin Frau Habersaat äußerst freundlich und entgegenkommend. Dabei hat sie sich um so viel zu kümmern und ständig hat jemand eine Frage.
Anschließend geht es für mich direkt zum Stand der Ullstein Buchverlage. Dort bin ich mit Frau Heinrich verabredet. Sie war sehr interessiert an der Buchbloggerszene, weil das für das Verlagswegen bzw. die Mitarbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit der Verlage eben zum großen Teil Neuland ist. Wir haben uns über Buchwerbung in den verschiedenen Medien unterhalten und ob bzw. wie das beim Leser überhaupt ankommt. Ich glaube wir haben beide viel aus dem Gespräch mitgenommen. Denn Frau Heinrich hat mir ein paar Impulse gegeben und meine Sicht ein wenig verändert. Ein äußerst interessante Stunde, die wie im Flug vergeht.
Mit Tränen in den Augen
Auf dem Weg zu meinem letzten Termin bleibe ich am Stand eines kleinen Verlages hängen: Ankerherz. Ich bin großer Fan der Serie „Fang des Lebens – Der gefährlichste Job Alaskas“. Ich habe die Serie über viele Staffeln verfolgt und habe schrecklich geweint als Captain Phil Harris im Februar 2011 starb. Und bei diesem kleinen Verlag blickte mich Phil Harris plötzlich von einem Buchcover an. Seine Söhne Josh und Jake Harris berichten mit Steve Springer und Blake Chavez über den rauen Seebären und sein Leben. Schon als ich im Buch blätterte, hatte ich Tränen in den Augen. Eine Lektüre, die ich ganz unbedingt haben muss!
Schließlich lange ich auch beim Aufbau Verlag an, wo ich mein letztes vereinbartes Gespräch mit Frau Doberenz habe. Gerade ist die Nachricht vom Tod des Autors Udo Reiter bei den Verlagsmitarbeitern angekommen. Die Erschütterung ist deutlich zu spüren. Umso dankbarer bin ich, dass sich Frau Doberenz Zeit für mich nimmt. Auch hier schlägt mir große Freundlichkeit und Interesse entgegen.
Gegen 16.00 Uhr bin ich fertig. In beinahe jeder Hinsicht. Ich schnaufe durch und erkunde endlich die Kalender-Galerie. Nach Themen sortiert hängen dort kleine, große und riesige Kalender an den Wänden. Phantastische Motive aus Natur, Bauwerken, Technik, Sport, Humor und auch Religion sind zu sehen. Da rückt der Zweck des Kalenders teilweise völlig in den Hintergrund. Leider sind die meisten dieser grandiosen Kalender schlicht teuer. Ein Hingucker sind sie trotzdem.
Prost! – Whiskyverkostung bei Piper
Mit einem Mal fällt mir ein, dass doch an einem Stand um diese Zeit eine Whiskyverkostung stattfinden sollte. Also schnell auf meinen schlauen Zettel geschaut und tatsächlich: Bei Piper stellt Autor Carsten Sebastian Henn seinen Krimi „Der letzte Whisky“ vor. Der spielt in Schottland, genauer auf Islay. Wie könnte ich da nicht hingehen??? Henn tritt ganz stilecht im Schottenrock auf. Zum Buch gibt es drei verschiedene Sorten Whisky, die man probieren kann. Nach dem turbulenten Tag eine schöne Idee, denke ich, und lasse mein Glas füllen.
Ich komme mit anderen Anwesenden Verkostern ins Gespräch. Den Plan um 17.00 Uhr zum „Networking mit Journalisten und Bloggern“ zu gehen, verwerfe ich kurzerhand und bleibe beim Schnaps und der netten Gesellschaft. Nach einer Weile geht ein Großteil der anderen Leute, der Autor verschwindet auch irgendwann und wir bleiben zu viert mit den drei Flaschen Whisky zurück. Als ich plötzlich Norbert Blüm an mir vorbeilaufen sehe, denke ich schon, das liegt am Alkohol. Aber er ist es tatsächlich. Er sieht etwas planlos aus. Schließlich finden die Verlagsmitarbeiter wohl wir haben jetzt genug getrunken und nehmen uns die noch nicht leeren Flaschen weg.
Wir bleiben trotzdem noch und unterhalten uns weiter über Whisky, Wein, Großbritannien und Irland, Werbetrailer, Bücher und Bloggen. Erst gegen 18 Uhr heben wir die Runde auf. Der Messetag ist vorbei und ich bin etwas angeschickert. Und habe vermutlich eine ziemliche Whisky-Fahne. Das Umziehen auf der engen Toilette ist denn auch etwas schwieriger als am Vormittag. *g*
Zurück von einem anderen Planeten
Am Bahnhof habe ich noch anderhalb Stunden Zeit bis mein Zug fährt. Ich kann endlich etwas anständiges essen. Bisher habe ich nur Morgens ein Brötchen und zwischendurch eine Banane eingeschoben. Für mehr war keine Zeit und ich habs auch irgendwie vergessen. Erst beim Warten komme ich etwas zur Ruhe. Der Tag verging wie im Flug und kam mir total abgefahren vor. Bei der Ankunft in Stuttgart fühlte ich mich, als wäre ich gerade von einem anderen Planeten zurück gekehrt, aus einer total anderen Welt. Es fühlte sich unwirklich an, als ob der Tag, die vielen positiven Feedbacks und Erlebnisse gar nicht mir passiert wären. Es ist schlecht zu beschreiben.
In jedem Fall ist die Buchmesse überwältigend. Es gibt sehr viel zu entdecken. Natürlich Bücher, Kalender, Merchandise-Artikel, man kann etwas über Buchdruck lernen, Autoren treffen, sich Bücher signieren lassen, Lesungen besuchen, Interviews sehen. Es gibt Kochshows, das ein oder andere Konzert, Workshops und und und. Die Möglichkeiten sich dort die Zeit zu vertreiben sind vielfältig.
Heute und Morgen sind die Pforten für alle Interessierten geöffnet. Wer also noch nichts vor hat und nicht allzu weit weg wohnt von Frankfurt, der kann ja vielleicht noch einen Abstecher zur Buchmesse machen.
Danke für den lebhaften, aufschlussreichen Bericht. Für notgedrungen Daheimgebliebene wie mich besonders interessant. Schade nur, dass die erotische Literatur scheinbar so vernachlässigt wird.
LikeLike
Hallo.
Sehr gerne. 🙂
Aber ja, das ist schade. Trotz des allgemein bekannten Credos „Sex sells“ Scheint die Buchbranche da nicht so mitziehen zu wollen. 😦
Liebe Grüße und schönen Urlaub. 🙂
Susanne
LikeLike
Danke für den tollen Bericht! Vielleicht schaffe ich es ja auchmal irgendwann auf eine Buchmesse!
LikeLike
Pingback: Die Post ist da! – Danke “Ankerherz” | Wortgestalten
Danke für diesen umfangreichen Bericht von der Messe. Ich konnte in Ruhe alles nochmal nachlesen. Mein Wunsch wäre, mit Dir gemeinsam mal hinzufahren.
LikeLike