Markus Barth: Soja-Steak an Vollmondwasser

Essen muss ja jeder. Der eine schwört auf vegetarisch. Der nächste ist Frutarier. Andere essen keine Kohlenhydrate. Die daneben vertragen kein Mehl/Gluten/Nüsse/Laktose. Und wieder andere sind überzeugt von Smoothies – zur Unkenntlichkeit pürierte Dinge wie Matschebananen mit lätschigem Kohl dazu von Tannennadeln über Staubflusen bis hin zu Sägespänen kann da alles rein. Geschmacklich ist das wurscht. Im Idealfall ist aber mindestens ein Superfood drin. So ein völlig überschätztes Lebensmittel, das ein paar Wochen oder Monate in den Himmel gelobt wird. Bis man entweder entdeckt, dass es Krebserregend ist oder man ein neues Superfood er-/gefunden hat. Markus Barth hat sich mal mit ein paar überschätzten Lebensmitteln auseinander gesetzt.

Und so geht los: „Chia-Samen! Du „Powerkorn der Mayas“, du schwarzkrümelndes Reformhaus-Gold, du hochgehypete Hipster-Hirse, du Silberstreif am Konsumhimmel all jener denen Quinoa schon zu mainstreamig ist: Ich ziehe meinen Hut vor dir! Die flitzeflinke Geschwindigkeit , mit der du ganze Biomarktregale annektiert und dich in elitäre Ernährungspläne gewanzt hast, die kann einem glatt den Spinatsmoothie aus der Hand wirbeln!“ (Zitat Seite 12)

_soja-steak-an-vollmondwasserIn seinem Buch beschäftigt sich Markus Barth mit diversen Lebensmitteln. Dass er öfter mal den (nicht vorhandenen) Geschmack erwähnt, legt nahe, dass er tapfer im Selbstversuch die überschätzten Lebensmittel getestet hat.
Das Buch ist unterteilt in Kapitel wie „Auch Mutter Natur hat mal einen schlechten Tag“ oder „Gesund! Vegan! Geschmacksneutral! Trendfood“. Darin hat dann jedes Lebensmittel mindestens eine Seite auf der Markus Barth zu ihm spricht.
Mit der Goji-Beere führt er ein Vorstellungsgespräch. Für Reis- und Maiswaffeln wird er zum Dichter. Mit dem Eisbergsalat und dem Mars-Riegel rechnet er ab. Die Drachenfrucht degradiert er zur Kiwi im Fummel. Das Vollkorn-Croissant bekommt erst recht sein (noch vorhandenes) Fett weg.
Auch Artischocken, Tofu, Tempeh, Schwarzwurzel, Granatapfel, vegetarische Wurst, veganer Käse, Chia-Samen, Himalayasalz und viele weitere Kuriositäten aus den Regalen der Lebensmittelhändler finden Erwähnung im Buch.

Auf Du und Du mit Tofu, Chia-Samen und Co.

Das ist eines der Bücher, die ich auf der Buchmesse entdeckt habe. Dank der Lesung von Markus Barth auf der Open Stage, wurde ich neugierig und hatte unterhaltsame 15 Minuten. (Ich war zu spät.) Jedenfalls war ich so begeistert, dass ich mir das Buch gleich beim Verlag besorgt habe. Und wo er schon mal da war, hab ich Herrn Barth auch gleich noch was reinschreiben lassen. Nicht das ohnehin schon viel von ihm drin stand, aber so handschriftlich ist ja immer schön.
Jedenfalls … für den Heimweg von Frankfurt nach Stuttgart fiel meine Lektürewahl auf „Soja-Steak an Vollmondwasser“. Zur Feier des Tages gönnte ich mir auch ein Feierabendbier. Was soll ich sagen? Ich habe mich wie erwartet köstlich amüsiert. Ob die anderen Mitreisenden im Zug mein Kichern und Lachen auch so lustig fanden, weiß ich nicht.
Die Beschreibungen und Ansprachen sind treffend und wortgewandt. Stecken voller Witz und fantasievoller Formulierungen. Ich hatte öfter mal Mühe, dass Bier im Mund zu behalten, weil ich so unvermittelt lachen musste.
Das Buch macht gute Laune und rückt diese ganze Esserei und das Bohei um Lebensmittel wieder ein wenig zurecht.
Eine sehr kurzweilige Lektüre, die ich sehr gern weiter empfehle.
Ach ja: Die Schwarzwurzel – da hat Herr Barth unrecht. *g*

 

Autorenporträt
Markus Barth, 1977 geboren, lebt in Köln. Er arbeitet als Autor und Headwriter für Fernsehshows (Z.B. ,,Die Wochenshow“, ,,Ladykracher“ und „Die heute Show“) und verschiedene Bühnenkünstler.
Außerdem ist er selbst Standup-Comedian, tourt deutschlandweit, ist im Radio zu hören („WDR5 Kabarettfest“, „Die WDR Vorleser“) und tritt im Fernsehen auf, unter anderem beim ,,Quatsch Comedy Club“ (Pro7), ,,Pispers und Gäste“ (3sat) und „Pufpaffs Happy Hour“ (3sat).
Für „Ladykracher“ gewann Markus Barth mehrfach den Deutschen Comedypreis.
2012 wurde er für sein Standup mit dem Bremer Comedypreis ausgezeichnet, 2014 gewann er den Publikumspreis beim Münsterländer Kabarett-Preis „Kiep“.
Mehr Infos auf www.markus-barth.de

Buchinfo
„Soja-Steak an Vollmondwasser. Das Handbuch der überschätzten Lebensmittel“ von Markus Barth, erschienen bei Lappan
Hardcover: 128 Seiten, € 9,99, ISBN 978-3-830-33441-5

Quellen
Bild/Autorenporträt: www.carlsen.de /Text (außer Autorenporträt): Susanne

 

5 Gedanken zu “Markus Barth: Soja-Steak an Vollmondwasser

    • Zitat von Wikipedia: „Tempeh ist ein traditionelles Fermentationsprodukt aus Indonesien, das durch die Beimpfung von gekochten Sojabohnen mit verschiedenen Rhizopus-Arten, also mit Hilfe von niederen Schimmelpilzen aus der Abteilung der Jochpilze und der Klasse der Zygomyceten entsteht“ *g* Klingt das nicht lecker? *g*

      Gefällt 1 Person

  1. Pingback: Ida Simons: Vor Mitternacht | Wortgestalten

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