Jeep-Safari auf La Gomera: Pfeifsprache, Massenabfertigung und bemooste Bäume

Nach dem Frühstück werden alle Safari-Teilnehmer aus meinem Hotel abgeholt. Wir werden zu einem Sammelplatz gekarrt, wo viele weitere Jeeps und noch mehr Menschen stehen. Dort dauert es eine ganze Weile bis wir auf die Jeeps aufgeteilt sind. Das geschieht nicht etwa nach Nationen bzw. ist nicht sprachlich bedingt, sondern hat etwas mit den Hotels zu tun, was ich nicht verstehe.
Wir ziehen in einer großen Gruppe von Jeeps los. Auf La Gomera wird es immer wieder Stellen geben wo wir anhalten. Dann haben wir uns um unseren verbalen Reiseführer zu scharren, der uns etwas erzählt. Die Jeeps sind nicht offen, so wie ich mir das vorgestellt habe. Überhaupt weichen meine Vorstellungen oft von der Realität ab. Die Sitzreihen sind auch nicht wie in einem normalen Auto angeordnet, sondern wie in einem Armeetransporter – also hinten an den Seiten die sich gegenüberliegenden Sitzbänke. Das Vergnügen etwas zu sehen, ist so natürlich ziemlich eingeschränkt. Das Aufstehen und aus-dem-Dach-gucken oder fotografieren ist strengstens verboten.

Den Beifahrersitz erschummelt

Unterwegs auf La Gomera

Unterwegs auf La Gomera

Zunächst geht es erst einmal zur Fähre mit der wir nach La Gomera übersetzen. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten und ich könnte einschlafen, so einlullend ist die Fahrt. Auf La Gomera angekommen erschwindle ich mir den Platz auf dem Beifahrersitz. Ich behaupte einfach, mir wird schlecht, wenn ich hinten sitze. Schon klar, das mag nicht fair sein, in dem Moment ist mir das aber egal. Unsere Gruppe umfasst sieben Fahrzeuge und dann geht es los.
Also mal vorne weg: Die Tour ist schön und interessant. Es gibt unheimlich viel zu sehen und zu lernen. Aber es ist eben eine Touristentour. Die Jeep-Safari wird unter anderem beworben mit der Aussage, dass man Straßen entlang fährt, die kein Bus passieren kann. Das ist ziemlich genau eine Straße, wo das der Wahrheit entspricht. Um es den Touris auch ganz deutlich zu zeigen, fahren die Jeeps durch eine schmale Gasse, wo tatsächlich gerade so das Auto zwischen den Häusern durchpasst. 95% der Strecke sind ansonsten identisch mit der Bustour. Ganz abgesehen davon gibt es neben unserer Jeep-Gruppe noch mindestens fünf andere.
Ganz deutlich wird das beim Mittagessen. Der Parkplatz ist nicht groß genug für all die Jeeps und Busse, die ihre Insassen dorthin fahren. Im Restaurant sind wir regelrecht eingepfercht. Auf Tischen im Eingangsbereich stapeln sich Teller mit jeweils einer Banane drauf, die wir später mit einem Eis als Nachtisch serviert bekommen. Vorher gibt es eine Kürbissuppe gefolgt von Reis und Huhn. Massenabfertigung. Alles muss schnell gehen. Nach dem Essen folgt noch rasch eine Demonstration der Pfeif-Sprache mit der die Guanchen sich früher über die Täler hinweg verständigt haben. Das ist beeindruckend und laut. Eine durchaus schöne Tradition. Aber dann geht es auch schon weiter.

Doppelte Enttäuschung im Regenwald

Im "Regenwald" von La Gomera

Im „Regenwald“ von La Gomera

Unser Fahrer ist ein nicht unattraktiver Mann mit einem stechenden Blick. Er spricht englisch und ich bin begeistert darüber wie viel davon ich verstehe. Sogar die Witze. Er erzählt uns im Prinzip all das (und noch mehr), was wir bei den Stopps auch vom deutsch-sprachigen Reiseführer erfahren.
Wir fahren ins Gebirge und sehen steile Felsen, hohe Berge, grüne Hänge. Im Hintergrund immer wieder das strahlend blaue Meer. Hier erfahre ich auch, dass das längliche violette Gebilde an der Bananenpflanze die Blüte und der Ursprung der Bananestaude ist. Davon sehe ich heute noch mehr. Dazu lerne ich, wie ein Papaya-, ein Mango- und ein Avocadobaum aussehen.
Wir fahren in den Nationalpark Jona-Garay und damit dann auch in den Regenwald. Oder was man hier darunter versteht. Wir haben 30 Minuten Zeit. Ich bin doppelt enttäuscht. Zum einen erwartet mich nicht der saftige grüne Dschungel, den ich mir unter Regenwald vorstelle. Und zum anderen finde ich 30 Minuten einfach zu kurz. Was hier als Regenwald bezeichnet wird, sind einfach stark bemooste Bäume. In dieser Höhenlage ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch und an den Bäumen schlägt sich das eben in Form von Moosbewuchs nieder.
Nichtsdestotrotz kann ich dem Wald hier etwas abgewinnen. Steht man mittendrin, kommt man sich vor wie in einem verwunschenen Zauberwald. Das wilde Geflecht aus Ästen mutet teilweise bizarr an. Meine Enttäuschung legt sich ein wenig.

Der Tribut an die Touri-Tour

Häuser im Colonialstil in der Inselhauptstadt San Sebastian

Häuser im Colonialstil in der Inselhauptstadt San Sebastian

Ich bin die letzte am Jeep und habe daher meinen Platz des Beifahrers eingebüßt. Man bittet mich, doch hinten einzusteigen, damit ein anderer vorne fotografieren kann. Die Tour ist fast rum und ich habe mein Glück weidlich ausgenutzt, also nörgele ich nicht rum, sondern sitze eben hinten. Es ist so bescheiden, wie ich es anfangs schon dachte. Man sieht so gut wie nichts und fotografieren geht gleich gar nicht.
Zum Schluss gibt es einen längeren Halt in der Haupt- und Hafenstadt San Sebastian. Dort haben wir gute zwei Stunden Zeit, um zu bummeln und Geld auszugeben. Nicht das, was ich von einer Jeep-Safari erwarte. Aber halt der Tribut den man zahlen muss, wenn man so eine Tour mitmacht. Hauptsache man spült Geld in die Kasse. Ich komme also meiner Pflicht zur Befeuerung der spanischen Wirtschaft nach und kaufe Palmenhonig und eine lecker aussehende Papayamarmelade. (Beides stellt sich im Nachhinein als lohnender Kauf heraus.) Dann streune ich ein wenig durch die Stadt, besichtige eine Kirche und ansonsten die örtlichen Häuser. Schon frühzeitig bin ich am Hafen.

Kassensturz und Urlaubsfazit

Ein Sonnenuntergangsbild muss natürlich auch sein

Ein Sonnenuntergangsbild muss natürlich auch sein

Pünktlich zum Abendessen sind wir selbstverständlich zurück im Hotel. Jippphie. Bei allen unerfüllten (überzogenen?) Erwartungen hatte ich doch einen tollen Tag. Ich habe viele schöne Dinge gesehen, was gelernt und festgestellt, dass ich meine Ansprüche runter schrauben muss.
Auch mein letzter Abend auf Teneriffa besteht darin, den Sonnenuntergang anzusehen und die Wellen des Ozeans, wenn sie unter mir an den Felsen schlagen. Ich werde erst am frühen Nachmittag abgeholt, habe also am Mittwoch noch genügend Zeit in Ruhe meine Sachen zu packen. Es ist ein komischer letzter (halber) Tag. Ich kann nichts weiter unternehmen und so verbringe ich die Zeit lesend im Schatten und in der Nähe des Pools. Ich mache Kassensturz und mich trifft nicht der Schlag. Habe meinen Cocktailkonsum ja auch deutlich in Grenzen gehalten im Hotel.
Ich könnte mir vorstellen, wieder nach Teneriffa zu reisen. Es ist eine tolle Insel, auf der es viel zu entdecken gibt. Sowohl auf als auch abseits der Touristenpfade. Aber das ist ja wohl in jedem Land so. Ich denke aber, es werden einige Jahre ins Land gehen, bis ich die Kanaren wieder besuche. In der Zwischenzeit gilt es einige andere Länder zu bereisen.

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