Heike Stöhr: Die Fallstricke des Teufels

Diese Rezension enthält Spoiler über Spoiler, weil ich das Buch so furchtbar enttäuschend fand. Der Klappentext weckte bei mir Erwartungen, denen die Geschichte nicht gerecht wird. Das Buch hält einfach nicht was es verspricht. Der Schreibstil ist ganz ordentlich, aber das reißt es nicht raus. Auf die Fortsetzung bin ich nicht scharf.

_Die Fallstricke des TeufelsNach dem Tod der Mutter wird die 12jährige Sophia von ihrem Vater nach Leipzig zu Verwandten geschickt. Jahre später kehrt sie als junge Frau nach Pirna zurück. Es ist Zeit sich zu verheiraten und unüblicherweise räumt ihr Vater Sophia hier ein Mitspracherecht ein.
Es gibt auch bald respektable Kandidaten: den jungen Steinmetz Balthasar Blechschmidt und den ambitionierten Stadtschreiber Wolf Schumann. Sophia allerdings verliert ihr Herz an einen der Hausgäste ihres Vaters. Und das beruht auf Gegenseitigkeit.
Zudem ist die eigenwillige junge Frau äußerst wissbegierig und neugierig. Nicht nur interessiert sie sich für die Medizin sondern auch für die Hintergründe verschiedener Todesfälle in Pirna. Sophia will nicht glauben, dass die Toten sich selbst richteten und stellt Ermittlungen an.
Und nebenbei versucht sie immer wieder ein rätselhaftes Buch zu entschlüsseln, das sie als Kind bereits im Kontor ihres Vaters fand. Die unbekannte Sprache in der es verfasst ist, macht es ihr und ihren Helfern allerdings schwer. Zudem ist sie nicht die einzige, die sich für dieses Buch interessiert.

Enttäuscht auf ganzer Linie – (Doppelt und dreifach Spoiler-Alarm)

Also irgendwie fühle ich mich von dem Buch verarscht. Es geht in der Geschichte weit mehr um Sophia, ihre Heiratskandidaten und ihr Leben in Pirna als um die Entschlüsselung des ominösen Buches oder die Aufklärung der rätselhaften Todesfälle. In meinen Augen hat das Buch nicht gehalten was es versprach und ich bin sehr enttäuscht. Für mich sind das nichtssagende 500 Seiten.
Dem im Klappentext erwähnten Buch widmet Sophia sich nur nebenher, wenn es ihr mal wieder in den Sinn kommt. Sie ist keineswegs so akribisch auf der Suche nach einem Heilmittel gegen die Pest, wie die Zusammenfassung es mich glauben machte.
Und wer für die rätselhaften Todesfälle verantwortlich ist, steht im Grunde im Klappentext ja auch schon drin. So rätselhaft ist das also alles gar nicht.
Überdies hat mich geärgert, dass mit Sophia wieder einmal eine junge Frau dargestellt wird, die perfekter nicht sein könnte: Sie ist eine Augenweide, hat eine super Figur und ist außerdem noch wahnsinnig klug. Selbstverständlich liegen ihr so gut wie alle Männer in Pirna zu Füßen.
Die Liebesgeschichte mit dem Hausgast endet ebenso unvermittelt wie tragisch und ist für mich völlig unverständlich. Obwohl ich zugebe, hier hat mich die Autorin etwas überrascht.
Am Ende der Geschichte jedenfalls ist das geheimnisvolle Buch nicht entschlüsselt, die rätselhaften Morde nur unzulänglich aufgeklärt, der Stadtschreiber ist noch im Amt, Sophia steht kurz vor einer Not-Heirat mit einem Mann den sie nicht liebt und ihr Geliebter gilt als tot, aber seine Leiche wurde nicht gefunden.
Dieses offene Ende weist ebenso wie das Nachwort auf eine Fortsetzung hin, auf die ich keinesfalls scharf bin. (Inzwischen habe ich gelesen, dass das Ganze eine Trilogie werden soll / ist. Wenn man das Buch also liest, müsste man diesen Punkt berücksichtigen.) Als Einzelbuch fand ich das Buch nichtssagend und Großteils langweilig. Der Schreibstil ist durchaus angenehm, aber rechtfertigt allein auch nicht den Umfang des Buches.
Muss ich noch schreiben, dass ich es nicht weiter empfehle?

Historische Roman-Reihen die mir (viiiiiiieeeeeel) besser gefallen haben:

Lyndsey Faye: Die Timothy-Wilde-Trilogie
Oliver Pötzsch: Die Henkerstochter-Reihe
Antonia Hodgson: Die Tom-Hawkins-Reihe

 

Autorenporträt
Heike Stöhr, 1964 in Leipzig geboren und in Pirna aufgewachsen, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitet als Lehrerin in Berlin. Ihre Diplomarbeit zur sächsischen Geschichte führte sie ins Pirnaer Stadtarchiv und direkt auf die Spur ihrer Romantrilogie.

Buchinfo
„Die Fallstricke des Teufels“ von Heike Stöhr, erschienen bei dtv premium
Taschenbuch: 512 Seiten, € 16,90, ISBN: 978-3-423-26159-3
eBook: 640 Seiten, € 13,99, ISBN 978-3-423-43224-5

Quellen
Bild/Autorenporträt: www.dtv.de / Text (außer Autorenporträt): Susanne

 

6 Gedanken zu “Heike Stöhr: Die Fallstricke des Teufels

  1. Ach wie schade … manchmal habe ich das Gefühl, dass der Klappentext / Inhaltsangabe ein bisschen an den Tatsachen vorbei formuliert ist, um wenigstens noch einen einigermaßen interessanten Eindruck zu erwecken. Das scheint hier auch so zu sein. Zu blöd, dass man dann merkt, dass das Buch langweilig und nichgtssagend und das Geheimnis gar keines ist, sobald man das Buch selbst liest. Ich kann Deine Verärgerung sehr gut verstehen.

    LG Gabi

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    • Ja, das ist einer der Gründe, warum ich in meinen Rezensionen nicht den Klappentext wieder gebe sondern meine eigene Inhaltsangabe formuliere. Ich hatte dieses Jahr gefühlt ziemlich viele solcher Bücher, bei denen ich mich irregeführt fühlte. Vielleicht liegt das Problem ja bei mir. Mal sehen wie es mit den nächsten Büchern läuft.

      Liebe Grüße Sanne

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      • Ich bin auch schon lange davon abgekommen, die Klappentexte in meine Rezension einzubauen. Da steckt viel mehr verkaufsfördernde (und manchmal zu reißerische) Verschönerung dahinter als neutrale Inhaltsangabe. Und wenn mir das Buch gefallen hat, schaffe ich es auch mit der Wahrheit, jemanden auf das Buch neugierig zu machen – so habe ich es zumindest vor.
        LG Gabi

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  2. Ich habe zum Jahresanfang durch Zufall deine Rezension ergoogelt und hätte daher fast auf dieses Buch verzichtet. Gott sei Dank habe ich mich noch anderweitig orientiert und fand ausnahmslos positive Bewertungen. Ich hätte tatsächlich etwas verpasst…
    Ja, man muss erst mal reinkommen. Bei mir liegt die Schmerzgrenze immer so bei 50-100 Seiten. So lang hat es aber nicht gedauert. Es war eine durchgehend spannende Lektüre und auf die Fortsetzung bin ich enorm gespannt. Laut Amazon schon im April. Das ist geschickt gemacht mit dem Cliffhanger, das muss ich schon sagen.

    Was mich nur wundert ist, dass Du das Buch auf die Liebesgeschichte und das geheimnisvolle Buch reduzierst. Klar, wenn man sich auf den Klappentext fokussiert.. vielleicht verständlich. Den machen eben Verlage und nicht Autoren.

    Aber das Buch ist darüber hinaus ein offenbar sehr gründlich recherchiertes Werk, wo Lebensverhältnisse und gesellschaftliche Zustände sehr plastisch und glaubhaft beschrieben werden. Und Charaktere werden sehr gut herausgearbeitet, das finde ich hervorhebenswert.
    Und als so klischeehaft, wie Du die Sophia herausgelesen hast, finde ich das überhaupt nicht. Klar, keine Antiheldin – wie das ja derzeit in Mode ist, leider…
    Es gibt auch Humor im Buch, skurrile Szenen, wie die mit dem Stadtschwein.

    Geschmäcker sind eben verschieden – Gott sei Dank.
    Und manchmal ist es auch die Stimmung, in der man ein Buch liest.

    Von mir jedenfalls ein fette Empfehlung!

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    • Hallo Clemens,

      vielen Dank für Dein Feedback. Es freut mich, dass Dir das Buch gefallen hast bzw. dass Du es dank anderer positiver Rezensionen überhaupt in die Hand genommen hast.
      Mir hat es überhaupt nicht zugesagt. Vermutlich weil ich es tatsächlich auf die Erwartungen zum Klappentext beschränkt habe. Und vielleicht habe ich das Buch tatsächlich in der falschen Stimmung bzw. unter der falschen Voraussetzung gelesen. Aber auch im Nachhinein verdrehe ich noch genervt die Augen, wenn ich an Sophia denke.
      Vielleicht liegt meine Ungnade auch daran, dass ich schon (zu) viele Historische Romane gelesen habe und es mir daher so klischeehaft vorkam.

      Ich bestreite nicht, dass das Buch gut recherchiert ist und gut geschrieben ist es auch. Aber wie Du schreibst: Geschmäcker sind verschieden. Und meinen hat es ganz und gar nicht getroffen.

      Viele Grüße
      Susanne

      danke für Dein Feedback.

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