Borneo: Vom Schnorcheln direkt in den Flieger

Dienstag, 9. Mai 2017

Die Kurzfassung:
Ich gehe nochmal Schnorcheln vor Mamutik. Nervosität macht sich breit, als meine Fähre eine knappe Stunde überfällig ist. Erst doppelte Schwindelei organisiert mir die Rückfahrt.
Der Rückflug: tränenlos, aber traurig. Die Flugzeuge allesamt voll und keine Gelegenheit zu schlafen oder längere Zeit zu dösen. Beim Umsteigen in Doha erfolglose Suche nach einer Schokomilch. Zwischen all dem Pomp und Glitzer keine Milch. Verdammt.
Frankfurt ist kalt und Deutschland sowieso falsch. Meine Wohnung in Stuttgart ist mir fremd. Bin ich hier richtig? In Stuttgart, in Deutschland?

 

Und jetzt ausführlich:

Mein letzter Tag! Ohweh! Heute Nachmittag um 15 Uhr werde ich abgeholt und zum Flughafen gebracht. Da ich wie immer schon 6 Uhr wach bin, kann ich tatsächlich nochmal Schnorcheln gehen. Ich muss nur vorher schon auschecken. Denn der Late-Check-Out gilt nur bis 13 Uhr und bis dahin bin ich keinesfalls zurück. Aber immerhin kann ich mein Gepäck im Hotel deponieren und mich nachher im Pool bzw. der dazugehörigen Dusche nochmal frisch machen.
Die Reisetasche so zu packen, dass alles, was ich vorm Abflug noch brauche griffbereit oben liegt, verlangt mir einige Nerven ab. Aber schließlich kriege ich das hin. Nach dem Auschecken mache ich mich auf zum Jesselton Point, dem Fährhafen.
Ab 8 Uhr fahren die Fähren und ich habe vor, gleich die erste nach Mamutik zu erwischen. Die Rückfahrt bestelle ich für 12 Uhr. Ich gehe auf Nummer sicher und will mich nachher nicht stressen mit zurück laufen und duschen und so.

Ein letztes Mal Schnorcheln auf Mamutik

Auf Mamutik ist noch nicht so viel los. Zum einen ist es ja noch früh und zum anderen ist ein Wochentag. Daher ist es nicht so überlaufen heute. Den Akku meiner Unterwasserkamera habe ich vorsorglich vollgeladen und auch eine neue SD-Karte eingelegt. Auf der anderen war nicht mehr so viel Speicherplatz, denn offenbar sind die Fotodateien ziemlich groß.
Ich schnorchele wieder an dem Spot von vor zwei Tagen. Erst später geht mir auf, dass ich ja auch mal noch woanders auf die Pirsch hätte gehen können. Ich bin da ein Gewohnheitstier. Blöd. Aber irgendwie auch nicht. Denn neben den schon bekannten Fischschwärmen mit Papageienfischen, sehe ich auch einen kleinen Rochen.
Auch heute knipse ich eher im Blindflug und so lange bis der Akku leer ist. Viel zu schnell wie ich finde.
Ebenso schnell ist meine Zeit hier um. Ich versuche meine Klamotten noch etwas zu trocknen. Andererseits versuche ich auch so viel wie möglich Sand an den FlipFlops kleben zu haben, den ich dann mit nach Hause nehmen kann. Und dann fällt mir auch noch meine feuchte Leggins in den Sand. Da bleibt auch allerlei dran kleben. Dieses Ungeschick! *g*

Die Fähre kommt nicht

Am Fähranleger dann der Ärger. Natürlich kommt keine Fähre um 12 Uhr um mich abzuholen. Es heißt, die sei noch bei einer der anderen Inseln und es dauere noch etwas. Okay, weil ich mir das dachte, habe ich ja extra den Puffer eingerechnet. Als halb 1 immer noch keine Fähre da ist, hake ich nochmal nach. Die gleiche Antwort. Ich sitze im Schatten und bemühe mich nicht nervös zu werden. Das klappt nur bedingt, weil ich nun mal Deutsche bin und Pünktlichkeit liebe. Und wenn mir so ein wichtiger Termin wie meine Verbringung zum Flughafen für die Heimreise bevor steht, dann möchte ich erst recht pünktlich sein. Gedanklich gehe ich die Zeiten immer wieder durch: 5-10 Minuten Fahrt mit der Fähre. 10-15 Minuten Laufen bis zum Hotel. Oder lieber ein Taxi? Im Hotel brauche ich sicher 30 Minuten um aus der Tasche die Reiseklamotten zu holen, zu duschen und mich umzuziehen und schließlich meine Tasche endgültig aus der Obhut des Hotelpersonals zu holen. Alles in allem also 1 Stunde Zeit. Wann kommt denn endlich dieses verfickte Boot?

Ein bisschen Flunkerei von beiden Seiten

Es ist 12.45Uhr als ich den hiesigen „Hafenmeister“ erneut anspreche. Er bedauert, dass er keine andere Nachricht für mich hat als vorher. Die Fähre ist noch bei einer anderen Insel und er weiß nicht wann sie hier sein wird. Das Problem sei, dass ich die einzige bin, die 12 Uhr abgeholt werden will. Erst um 13 Uhr gäbe es weitere Passagiere und dann könne ich auf jeden Fall mitfahren.
Ich frage, ob die Fähre um 13 Uhr denn pünktlich sei, was er mit einem Schulterzucken beantwortet. Etwas dramatisiert schildere ich meine Lage: Ich müsse heute zurück in meine Heimat reisen und müsse um 14 Uhr im Hotel sein, um dort abgeholt und dann zum Flughafen gebracht zu werden. Es wäre also äußerst wichtig, dass die Fähre um punkt 13 Uhr hier ist, mich einsackt und wieder ablegt. Um das Ganze dringend zu machen, verlege ich meine Abholzeit einfach um eine Stunde vor.
Er versteht das Dilemma und telefoniert. Dann erklärt er mir mit einem verschmitzten Lächeln, dass er das organisiert habe. Er habe ein bisschen geschwindelt und denen gesagt ich würde schon um 13.30 Uhr im Hotel abgeholt. Ich muss grinsen. Also schicken die jetzt ein Boot nur für mich los, das mich abholt, damit ich pünktlich da bin. Wie nett. Jetzt habe ich fast Schuldgefühle. Aber nur fast.

Zeit zum Planschen, Duschen und Gepäck umräumen

Erleichtert klettere ich ein paar Minuten später – und noch vor 13 Uhr – in eine Fähre und bin der einzige Fahrgast. Kurz vor halb 2 bin ich im Hotel. Es ist noch Zeit für ein paar Minuten in den Pool zu hüpfen. Das Wasser hier ist angenehm kühl und ich genieße vom 6. Stock aus einen schicken Blick auf Kota Kinabalu und die Küste. Anschließend unter die Dusche und umziehen. Kurz nach 14 Uhr sitze ich fertig gerichtet in der Lobby und sortiere einmal mehr mein Gepäck um. Die Badesachen wollen verstaut werden, stattdessen brauche ich andere Dinge im Rucksack. Und in der Reisetasche sollte ein Pulli und eine trockene Leggins obenauf liegen, damit ich in Deutschland nicht zu frieren brauche, wenn ich lande.

Der Rückflug ist nicht so angenehm

Pünktlich holt man mich ab und bringt mich zum Flughafen. Ich unterhalte mich nett mit dem Fahrer und der Transfer ist kurzweilig. Die Flüge zurück nach Deutschland sind nicht so angenehm wie auf der Hinreise. Alle Plätze sind voll belegt. Immerhin bleiben die befürchteten Tränenströme aus, obwohl der Abschied nicht leicht fällt.
Beim Umstieg in Doha ist mir schlecht. Ich bin müde und möchte mich am liebsten übergeben, obwohl ich hungrig bin. Eine blöde Mischung, die ich auf die Übermüdung und die Verwirrung mit der Zeit schiebe. Für meinen Körper ist es morgens 4/5 Uhr, am Flughafen ist es erst kurz nach Mitternacht. Im Flieger habe ich nur etwas gedöst, aber von Schlaf kann keine Rede sein. Ich sehne mich nach einer Schokomilch. Die hilft mir bei sowas immer. Aber am Flughafen von Doha gibt es keine Schokomilch. Bei einem Rundgang finde ich Juweliere, Maßschneider, Luxustaschen, Parfümläden und allerlei andere Luxusgüter. Erst nach längerer Suche entdecke ich ein Bistro bei dem ich ein Sandwich kriege und einen Saft. Keine Milch.

In Deutschland ist mir elend und alles ist falsch

Als ich in Frankfurt ankomme ist es Mittwoch früh ca. 8 Uhr. Nach bangem und langem Warten am Gepäckband, taucht meine Reisetasche auf. Am Zoll vorbei suche ich meinen Weg zum Bahnsteig, wo in ca. anderthalb Stunden mein Zug nach Stuttgart losfährt. Unterwegs stoppe ich bei einem Bäcker. Eine heiße Schokolade und ein belegtes Brot, von dem ich nur einmal lustlos abbeiße, bevor ich es wieder einpacke. Mir ist elend. Mehr psychisch als physisch.
Noch beim Bäcker sitzend rufe ich meine Mama an und melde mich aus dem Urlaub zurück. Es ist schön sie zu hören und die aktuellen Eindrücke loszuwerden. Für den Urlaub selbst finde ich noch keine rechten Worte.
Im Zug nach Stuttgart bin ich den Tränen nah, weil mir alles so falsch vorkommt. Zu korrekt, zu sauber, zu gerade, die Farben zu blass, ohne Sinn und Wert. Ich stelle alles in Frage. Erst recht als ich in meine Wohnung komme. Um dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen bleibe ich die nächsten Stunden aktiv. Erst am Nachmittag gönne ich mir doch einen Mittagsschlaf den ich schließlich verwirrt abbreche. Ich habe keine Ahnung wo ich bin und brauche eine Minute, um zu merken, dass dies hier eigentlich mein Zuhause ist. Mir fehlt jede Beziehung zu dieser Wohnung. Ein Gefühl, das ich auch die nächsten Tage nicht loswerde.

3 Gedanken zu “Borneo: Vom Schnorcheln direkt in den Flieger

    • Danke Dir. Ich war sehr überrascht und erfreut, dass so viele schöne Unterwasserbilder rausgekommen sind.
      Ich bin ja bereits im Mai zurück gekommen und inzwischen ist meine Wohnung und meine Umgebund mir nicht mehr fremd. Und ich fühle mich auch wieder wohl. Dennoch gibt es oft Momente in denen ich mich hier falsch fühle. Ich wünsche mich nach wie vor in den Regenwald zurück. 🙂

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