Markt des guten Geschmacks I

Der geneigte Leser meines Blogs weiß, dass ich kein Food-Blogger bin. Und auch wer das erste Mal auf Wortgestalten trifft, erkennt an der Menüauswahl (was für eine Ironie in dem Fall) recht schnell, dass sich hier keine Rezepte oder Fotos ansprechend aussehender Gerichte finden.
Aber heute möchte mich mal eine halbe Ausnahme machen. Nur halb, weil es noch immer nicht um Rezepte oder Fotos von gefüllten Tellern gehen soll, aber sehr wohl um das Thema Essen.

SLOW_2016_4cVergangenes Wochenende (genauer vom 31.03. bis zum 03.04.2016) gab es in Stuttgart den Markt des guten Geschmacks – die Slow Food Messe, eine der vielen Frühlingsmessen. Während es in den anderen Hallen um Yoga, Kreativität, Fossilien, Edelsteine und Garten ging, drehte sich in den Hallen 7 und 9 alles ums Essen. Genauer: um nachhaltige Produkte aus regionalem Anbau und Neuigkeiten und Besonderheiten auf dem Ernährungssektor.
Nun bin ich kein Gourmet, habe aber auf einen Tipp meiner Freundin Ulrike hin an der Messe und am Bloggertreffen teilgenommen.
Es ist natürlich enorm schick, wenn man dort ins Pressezentrum spazieren darf und kostenfrei verköstigt wird. Daneben stehen einem kostenloses WLAN und diverse Rechner zur Verfügung, damit man seine Eindrücke gleich ungefiltert in die Weltöffentlichkeit posaunen kann. Von der freundlichen Betreuung durch Andreas Wallbillich ganz zu schweigen.
Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde der Blogger hatten auch ausgewählte Aussteller die Möglichkeit sich und ihre Produkte zu präsentieren. In diesem kleinen Rahmen, war es schön Kontakte zu knüpfen, Informationen zu erhalten und … na logisch, auch probieren zu dürfen. Die Palette reichte von Salzspray über Pfeffer, ein Restaurant namens Herz und Niere, Eis, Produkte aus Kokosblütenzucker bis hin zum österreichischen Cidre.
Am meisten beeindruckt hat mich in dieser Stunde Vivien, die ihren Kokosblütenzucker vorstellte. Agil, begeistert und freundlich hat sie von ihrem noch jungen Projekt erzählt. Dementsprechend frequentiert war auch ihr kleiner Stehtisch. Ebenfalls mein Interesse geweckt hat das Salzspray aus Bad Essen. Als Salzfan war (und bin) ich von dieser Würzmöglichkeit ganz fasziniert. Auch das Konzept des Restaurant Herz & Niere aus Berlin hat mich überzeugt. Im Folgenden ein paar mehr Infos und Eindrücke vom Markt des guten Geschmacks.

Ganz Allgemein

Es war unfassbar viel los. Wie eigentlich auf jeder Messe am Wochenende. Logischerweise gab es sehr viel zu Essen. Je nach Produkt waren die Kostproben kostenlos oder man hatte auch dafür zu bezahlen. In Halle 7 tummelten sich hauptsächlich die ausländischen Vertreter der regionalen Produkte: Frankreich, Österreich, Italien, Schweiz … um mal die zu benennen, die mir aufgefallen sind. In Halle 9 fanden sich dann die Vertreter aus den deutschen Regionen mit ihren Spezialitäten.
Mir persönlich fiel auf, dass es hauptsächlich ein Konsumrausch ist. Die Massen kauften, kauften und kauften. Das ist perse ja gut und die Produzenten freut das natürlich. Ist es doch ein Zeichen, dass ihre Ware geschätzt wird. Und für den Kunden ist es vermutlich eine gute Gelegenheit an diese besonderen Produkte zu kommen, ohne großartig im Internet oder der Landkarte suchen zu müssen.

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Meine Ausbeute von der Messe

Ich selbst fühlte mich allerdings ziemlich erschlagen von dieser Fülle. Von all den Bergen aus Käse und Wurst, den Schinkenkeulen und Gewürzbatterien. Und überall Öl! Öl neben Käse, Öl neben Wurst, Öl neben Wein, Öl neben Öl.
Selbst wenn ich das gewollt hätte, wäre es sehr schwer gewesen mit den Menschen hinter der Theke ins Gespräch zu kommen, weil beinah ausnahmslos alle so viel zu tun hatten mit verkaufen. Von den Vorträgen, Workshops und Kursen rundum habe ich noch viel weniger mitbekommen.
Vielleicht muss man dafür ein Faible haben, sich mehr interessieren und eben Food-Blogger sein, um sich auf den Markt des guten Geschmacks einzulassen. Mit den Produzenten zu reden, kostenlose Proben aus dem Kreuz zu leiern, allgemein informierter sein, was den Ernährungssektor angeht. Ich kam mir eher ein wenig wie ein Schwindler vor, weil mein Thema eben Bücher und Reisen sind und nicht Essen.
Trotzdem hatte ich einen schönen, aber sehr anstrengenden Tag auf der Messe. Auch die herzliche Begrüßung durch Andreas Wallbillich bzw. die freundliche Betreuung generell durch das Messe-Team hat dazu beigetragen. Besonders der kleine Umtrunk zum Tagesende hin. 😉 Vielen Dank dafür.

Janur – Der Kokosblütenzucker

CAM01272Ja, Vivien mit ihrer süßen Versuchung steht ganz oben. Weil sie mich (und offenbar nicht nur mich) so sehr beeindruckt hat. Ihre Begeisterung und ihr Elan sind extrem ansteckend.
Vor etwas mehr als einem Jahr hat die Idee bei Vivien Gestalt angenommen. Eine Reise in den indonesischen Regenwald hat sie so inspiriert, dass heute die Marke Janur existiert. Aus der Blüte der Kokospalme wird auf Java in Handarbeit der Saft geerntet. Anschließend wird dieser Saft eingekocht und getrocknet. Bis endlich der braune karamellige Zucker entsteht. Dieser verpackt in einem schlichten, aber sehr hübschen Bambusrohr, ist sowohl Hingucker als auch Geschmackserlebnis.
Das Sortiment umfasst inzwischen neben der süßen Leckerei auch eine (noch?) kleine Auswahl an Nüssen und Gewürzmischungen: Cashew-Kerne karamellisiert oder verfeinert mit Kakao, Zimt und Meersalz, dazu ein Mix für eine schnelle und leckere Erdnuss-Soße und auch ein Kokoszucker-Curry. Was da überall alles drin ist, solltet Ihr Euch auf der Website ansehen. Das würde hier sonst zu weit führen.
Von allem durften wir probieren und ich bin echt überzeugt. Die Cashews sind einfach lecker. Die karamellisierten sowieso. Und die mit Kakao, Zimt und Meersalz haben nochmal eine ganz besondere Note. Eine sehr sehr gelungene Mischung.
Die Herstellung und die Geschichte die dahinter steht sind transparent. Dass Vivien auch oft vor Ort in Java ist, finde ich eine tolle Sache, genauso der damit einhergehende enge Kontakt zu „ihrer“ Familie dort.
Ich beabsichtige die Erdnuss-Soße demnächst zu Hause zu probieren und auch den Zucker einem Anwendungstest zu unterziehen. Dann berichte ich Euch sicherlich auch noch davon. Den Zucker hab ich zwar schon gekauft, aber bisher war ich zu kraftlos (oder zu blöde) um das Bambusrohr aufzukriegen. *g*
Mehr Infos zu Vivians schönem Projekt und all den leckeren Produkten findet Ihr unter www.kokoszucker.de

King of Salt – Das Salzspray

CAM01270Als Salzfan war es für mich quasi ein Muss den King of Salt zu besuchen. Dieser gewinnt sein Produkt aus einer geschützten Naturquelle: Unter Bad Essen liegt ein Becken mit 220 Mio Jahre altem Meerwasser. Der Mineralsalzgehalt dieses Meerwassers liegt mit 31,5% sogar noch über dem des Toten Meeres.
Aus diesem Urmeer werden sowohl Salzkristalle als auch das Salzspray gewonnen. Während die Kristalle bei einer von Musik, Licht und Wärme begleiteten Verdunstung entstehen, wird das Spray „nur“ eingedickt. Beide sind schließlich Grundlage für verschiedene Kräuter- und Blütensalze in kristalliner und flüssiger Form.
Das mag eine Spinnerei sein, aber die Idee mein Fleisch, meinen Fisch oder meinen Salat mit einer Flüssigkeit zu würzen, statt mit groben oder feinen Körnern finde ich klasse. (Funktioniert bei Soja-Sosse ja auch.) Ob das Fleisch beim Braten dadurch tatsächlich weniger Flüssigkeit verliert, bleibt zu erproben.
Ich habe mir erstmal eine flüssige Asia-Mischung mitgenommen, die ganz easy ein Salatdressing ersetzt. Eine schnöde Tomate oder Gurke wird im Handumdrehen – und ohne anrühren einer Vinaigrette oder ähnlichem – zum würzigen Geschmackserlebnis.
Das Sortiment umfasst im Übrigen nicht nur das Salzspray (und die Kristalle), auf das ich mein Augenmerk richte, sondern auch Pfeffer, Bonbons und verschiedenste Salzmischungen in allen möglichen Formen und Farben.
Mehr Infos zum Urmeersalz und der Produktpalette findet Ihr unter www.kingofsalt.de

Goldkehlchen – Goldkehlchen-Cider

CAM01264Das wäre mir ja fast durchgerutscht. Liegt vielleicht daran, dass dieses Produkt quasi kommentarlos auf den Tisch gestellt und zum Verzehr freigegeben wurde beim Bloggertreffen. Ich möchte es dennoch nicht unterschlagen, weil das Cider echt lecker war.
Goldkehlchen  ist ein Produkt aus Österreich, genauer: der Steiermark. Drin sind pro Flasche 3-4 handgepflückte Äpfel und sonst nix. Kein Zucker, keine Konzentrate, kein Farbstoff. Es ist immerhin 18 Monate haltbar. Aber solange sollte das Goldkehlchen gar nicht rumstehen. Dafür ist es viel zu lecker. Mir hat es verdammt gut geschmeckt. Dazu passt auch die Aufmachung mit dem Goldkehlchen auf dem Etikett und dem Slogan „Schöner Zwitschern“. Mach ich gerne.
Neben dem traditionellen Apfel-Cider gibt es auch eine Variation mit frischem Birnensaft und nochmal limitierte Versionen mit Sauerkirsche und Himbeere. Diese Variationen habe ich zwar nicht probiert, aber das Grundprodukt ist eine feine Sache.
Mehr Infos zu diesem leckeren Gesöff findet Ihr unter www.goldkehlchen.at

Damit erst einmal genug für heute. Was ich sonst noch so für interessante Dinge auf der Messe gesehen habe, erzähle ich in einem zweiten Blog-Post.

7 Gedanken zu “Markt des guten Geschmacks I

  1. Soll ich Dir mal was sagen? Eben weil Du absolut kein Foodblogger bist, gefällt mir Dein Bericht viel viel besser 🙂 Aus irgendeinem Grund erscheint er mir ehrlicher! Nicht so unsagbar überzogen und Dein Fokus liegt ganz anders! Super!

    Kokosblütenzucker…seit geraumer Zeit spukt dieses Wort (ist ja schon mal was!) auch in meinem Hirn herum. Ich sollte mich wirklich mal ernsthafter damit auseinander setzen! Die Marke Janur werd ich unter die Lupe nehmen! Mir gefällt ausgesprochen gut, was ich hier bei Dir jetzt sehe 🙂

    Danke für diesen schönen Bericht! Es hat Spaß gemacht, ihn zu lesen!

    Liebe Grüße
    Bine

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